Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

biologischer Pflanzenschutz

Bislang uneinheitlich definierter Begriff; häufig versteht man darunter den nicht chemischen Pflanzenschutz von Kulturpflanzen vor Schadorganismen und anderen destruktiven Einflüssen. Dabei gilt es, die Bedürfnisse von Pflanzen, Tieren, Boden, Klima und Luft (biotische und abiotische Ökofaktoren) und deren Wechselwirkungen untereinander zu berücksichtigen und ein stabiles Gleichgewicht anzustreben. In diesem Sinne orientiert man sich an natürlichen, stabilen Ökosystemen und Eingriffe sollen im biologischen Pflanzenschutz Ökosysteme möglichst nicht stören und ohne Gift erfolgen. Der Schutz ist vorrangig präventiv und auf die Stärkung der Pflanzen und der Nutzorganismen ausgerichtet, erst sekundär sind direkte Maßnahmen gegen Schaderreger vorzunehmen.

Der biologische Pflanzenschutz hat großes Gewicht im integrierten Pflanzenschutz, wo biologische, chemische und physikalische Maßnahmen kombiniert werden, und auch im ökologischen Landbau, wo chemische Maßnahmen nicht erlaubt sind.

Biologischer Pflanzenschutz inklusive biologischer Schädlingsbekämpfung gewinnen als Alternative für Pestizide wieder an Bedeutung. Letztere hinterlassen aufgrund ihrer Persistenz Rückstände in der Natur und führen zu Akkumulation schädlicher Substanzen, die sich negativ auf die menschliche und ökologische Gesundheit auswirken. Außerdem können Schädlinge resistent gegenüber Giften werden. Nach der Behandlung von Lebensmitteln mit Pestiziden muss zudem eine Karenzzeit eingehalten werden, damit sich die Konzentrationen der schädlichen Stoffe abbauen können. Werden unspezifisch wirkende Pestizide angewandt, kann das außerdem zur Folge haben, dass gemäß der dritten Volterra-Regel die Population von Schädlingen schneller wächst als die ihrer Fressfeinde, was das Gleichgewicht ungünstig verschieben kann. Vielen Nützlingen kommt außer der Schädlingsbekämpfung noch die Aufgabe der Bestäubung oder der Bodenverbesserung zu. Darüber hinaus sind Ökosysteme umso stabiler, je mehr verschiedene Organismen und Arten auf diese einwirken. Infolgedessen leisten auch Schädlinge ihren Beitrag zum Gleichgewicht, da sie nicht zuletzt die Nützlinge ernähren. Der Einsatz von Nützlingen wirkt im Gegensatz zu Gift gezielter, ist aber auch aufwendiger als das Sprühen mit Gift.

(s. a. integrierter Pflanzenschutz)

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