Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Watt

Watt als Landschaft

Als Watt bezeichnet man Feuchtgebiete in der Gezeitenzone von Flachküsten, die bei Niedrigwasser trocken fallen. Dabei kann es sich um Sand-, Misch-, Schlick- oder Felswatt handeln.

Sehr ausgedehnte, von Prielen durchzogene Wattgebiete bilden zusammen mit unmittelbar angrenzenden Gebieten, wie z. B. Salzwiesen, ein Wattenmeer. Wattflächen sind weltweit genauso weit verbreitet wie Mangroven. Man findet sie in geschützten Gebieten wie Buchten, Bayous, Lagunen und Flussmündungen; sie kommen auch in Süßwasser- und Salzseen (oder Binnenmeeren) vor, in denen viele Flüsse und Bäche enden. Schlickwatten können geologisch als freiliegende Schichten von Buchtenschlamm betrachtet werden, die aus der Ablagerung von Mündungsschlick, Tonen und Wassertier-Detritus resultieren. Der größte Teil des Sediments innerhalb eines Wattenmeeres befindet sich in der Gezeitenzone, so dass das Watt etwa zweimal täglich überflutet und freigelegt wird.

Watt als Boden

Im Bereich von flachen Küsten mit mehr oder minder ausgeprägtem Gezeiten- oder Tideneinfluss (Ebbe und Flut z. B. an der Nordseeküste) findet sich der Bodentyp Watt(boden), der periodisch zweimal täglich überflutet wird bzw. trockenfällt. Wattböden werden bodensystematisch in die Klasse der semisubhydrischen Böden gestellt, die sich aus Gezeitensedimenten gebildet haben. In der Internationalen Bodenklassifikation werden die Wattböden zu den Tidalic Gleysols gezählt.

Der gesamte Raum, den der Boden einnimmt, ist das Watt oder Wattenmeer. Unterschieden werden als Bodentyp das marine Watt und das ästuarine Watt [Ästuar = Ebbe und Flut ausgesetzter Mündungsbereich eines Fließgewässers (Fluss, Strom) in das Meer an flachen Küsten]. Ob man das Watt als marin (hat den größten Flächenanteil) oder ästuarin bezeichnet, wird durch den Salzgehalt der Bodenlösung mittels definiert.

Verbreitung

Wattgebiete gibt es auf allen Kontinenten und in allen Klimazonen. Sie sind weltweit an vielen Küsten anzutreffen, zum Beispiel an den Küsten Afrikas und Australiens sowie Nord- und Südamerikas, vor Bangladesch oder entlang der chinesischen Küste. In der Gezeitenzone tropischer Küsten dominieren oft Mangrovenwälder, es gibt aber auch in den Tropen offene Wattflächen. 

In Mitteleuropa sind die Vorkommen der Watten weitgehend auf die Flachküsten der Nordsee von Dänemark, Deutschland, Holland und Belgien sowie auf den Südosten Englands beschränkt. Von den weltweit vorhandenen Wattgebieten ist das Watt an der südlichen Nordseeküste mit etwa 3.500 km² Fläche das größte zusammenhängende Wattgebiet. Das marine Watt hat mit Abstand die größten Flächenanteile, die Flächen des Flusswatts sind vergleichsweise klein.

Nutzung und Bedeutung

Aufgrund von periodischen Überflutungen, ständigen Sedimentumlagerungen und Wellenbelastungen eignen sich Watten als Vorrangflächen für den Natur- und Artenschutz. Sie bieten als Grenzbereich zwischen Land und Wasser für viele seltene und häufig stark spezialisierte Pflanzen und Tiere eine ökologische Nische und damit einen Lebensraum. Ein großer Teil der Watten ist durch Menschen nicht direkt nutzbar und bleibt für größere Zeitspannen sich selbst überlassen.

Weitere Informationen:

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