Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

water mining

Bezeichnung für die Entnahme von Wasser aus dem (tiefen) Untergrund über einen Zeitraum, der die Erneuerungsrate des Grundwasserleiters (Aquifers) übersteigt. Dies trifft insbesondere zu bei fossilem Wasser, das in früheren erdgeschichtlichen, oft niederschlagsreicheren Zeiten in seine jetzige, meist in großen Tiefen liegende Lagerstätte gelangt ist, und das z. T. nicht mehr durch die aktuellen Niederschläge erneuert wird und daher über geologische Zeiträume (mind. 10.000 Jahre) nicht mehr am atmosphärischen Wasserkreislauf teilgenommen hat. Mehr als die Hälfte der globalen Süßwasservorkommen ist fossiles Grundwasser; weltweit sind 42 bis 85 % der Grundwasserspeicher mit fossilem Wasser gefüllt, bei Brunnen über 250 m Tiefe nahezu 100 %.

Das wohl bekannteste Beispiel aus Entwicklungsländern für water mining ist das Nubische Sandstein-Aquifer-System, mit 150.000 km³ der größte bekannte fossile Grundwasserleiter der Erde. Wurde sein Wasser früher relativ sparsam in Oasen genutzt, so ist in den letzten Jahrzehnten die auf Bewässerung beruhende agrarische Nutzung rasant gestiegen (z. B. durch die Neulandgewinnung in Ägypten). Ein ähnlich drastisches Beispiel für water mining aus einem Industrieland ist der Ogallala Aquifer in den High Plains der USA, ebenfalls einer der weltgrößten Grundwasserleiter. Seine Bildung erfolgte vor ca. 7 Mio. Jahren (spätes Miozän/frühes Pliozän) durch Flüsse aus den Rocky Mountains. Aufgrund geologischer und klimatischer Veränderungen findet aber heute keine nennenswerte Grundwasseranreicherung mehr statt. Die Förderung des fossilen Wassers für Bewässerungszwecke und zur Verwendung als Trink- und Nutzwasser in Städten führt zu einem deutlichen Absinken des Wasserspiegels.

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