Rohmarsch
Dieser Bodentyp (frühere Bezeichnung: Salzmarsch) aus Gezeitensediment, das oft eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Sturmflutschichtung aufweist, findet sich im Übergangsbereich zwischen Watt (Bodentyp Watt) und der Marsch. Diese Landschaftsbereiche sind infolge von Sedimentationen und Massenverlagerungen entlang der Küste gegenüber dem Watt leicht erhöht und werden daher nur noch periodisch oder episodisch überflutet. Die Rohmarsch zeigt den Beginn von Bodenbildung.
Eigenschaften
Wird eine Wattfläche nicht mehr täglich durch die Gezeiten überflutet, so verläuft die Bodenentwicklung vom semisubhydrischen Boden (Watt) in Richtung semiterrestrischer Boden.
Die Normrohmarsch besitzt ein tm(z)eGo-Ah/(tmzeGo/)tmzeGr-Profil. Dabei steht tm für marin, z für salzhaltig und e für mergelig (ton- und kalkhaltig). G ist der Grundwasserbeeinflusste Mineralbodenhorizont (o = oxidiert, r = reduziert). Die in Klammern gesetzten Zeichen (Symbole) und Horizonte können fehlen. Weitere Subtypen sind die Brackrohmarsch, Flussrohmarsch.
Rohmarschen besitzen im unmittelbaren Anschluss an das Watt einen relativ hohen Salzgehalt, der in den Sommermonaten nach starker Evaporation über 10% betragen kann. Beginnende Setzung (Sackung) des Bodens kann sein anfängliches Porenvolumen von mitunter 90% auf 40% verringern (Reifung der Marsch). Im Boden enthaltende Schwefelverbindungen (Eisensulfide) werden durch den Luftsauerstoff mit Beteiligung von Mikrooranismen oxidiert. Es entstehen Eisenoxide und Schwefelsäure, die durch im Boden enthaltene Carbonate (z. B. kalkhaltige Schalenfragmente von Meeresbewohnern) neutralisiert wird. Zunehmende Salzauswaschung weist in Richtung des Bodentyps Kalkmarsch.
Es kommt zur Besiedelung durch Pflanzen [z. B. aus der Gattung der Queller, (Salicornia)] und zur Bildung von Salzwiesen mit einer an die hohen Salzgehalte des Bodens angepassten Pflanzengesellschaft (Halophytenvegetation, von griech. hals = Salz und phytón = Pflanze). (ahabc.de, mod.)
Verbreitung, Funktionen und Nutzung
In Deutschland finden sich Rohmarschen entlang der Nordseeküste, wobei der Übergangsbereich zwischen Watt und Marsch größtenteils vor den Deichen liegt (Deichvorland).
Früher wurden diese Flächen systematisch eingedeicht, um Landgewinnung zu betreiben. Dies wird aber nicht mehr praktiziert, da den Deichen etwa seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur noch eine Küstenschutzfunktion zukommt.
Heute kommen dem Bereich der Rohmarsch folgende Funktionen zu:
- Schutz: Das Vorland ist für die Sicherheit der Deiche wichtig, denn auf ihm verliert die Brandung der Sturmfluten einen großen Teil ihrer Kraft, so dass die Schäden am Deich abgemildert werden.
- Naturschutz: Die natürliche Vegetation der Rohmarschen ist die Salzwiese. Diese ist ein bedeutender Lebensraum für viele Tiere.
- Nutzung: Traditionell wird das Deichvorland als Weide für Schafe genutzt. Die Beweidung wird vor allem in den Zonen direkt vor dem Deich durchgeführt, wobei den Schafen durch das Kurzhalten der Gräser auch Küstenschutzfunktionen zukommt. Über die Intensität und Fläche der Weidenutzung kam und kommt es teilweise zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Schafhaltern und Naturschutz.
Im Elbeästuar werden die Rohmarschen wegen des milden Mikroklimas und wegen der geringen Salzgehalte teilweise auch für den Obstanbau genutzt.