Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Maiensäss

Auch Maiensäß, Aste, Vorsäß/Voralpe; bei der Almwirtschaft eine Zwischenweide zwischen Talweide und Hochalm. Die Maiensäß wird im Frühjahr für wenige Wochen während des Almauftriebs, gelegentlich auch im Herbst beim Almabtrieb benutzt. Im Sommer werden die Maiensäße zur Heugewinnung gemäht. Dieses Heu kann im Spätherbst an Ort und Stelle verfüttert oder zum Heimgut geliefert werden. Bei den nach der Höhe gestaffelten Almen ist dies die unterste, meist gut erschlossene und ertragreichste Höhenstufe (Staffel). Ihre Nutzung verlängert die Alpzeit, und das Heu kann bis Weihnachten z.T. bis Ende Januar an die Tiere verfüttert werden.

Die gerodeten Flächen der Maiensäße besitzen Hütten und Ställe. Als Ensemble weist ein Maiensäß zuweilen einen dörflichen Charakter auf (Almdorf), insbesondere mit eigener Kirche. Ein Maiensäss liegt noch unter der Baumgrenze auf ca. 1200 bis 1600 Meter Höhe (Niederalpe/-alm). Die Mittel- und Hochalpen mit den Bergmähdern schließen darüber an.

Bis zur verkehrstechnischen Erschließung der Maiensäßgebiete wurde die Milch an Ort und Stelle zu Butter und Käse verarbeitet, was sich vielerorts noch durch Inventar nachweisen lässt und gelegentlich noch heute praktiziert wird. Daher sind auf vielen Maiensässen gute Keller angelegt, da man die Milchprodukte meist erst mit dem Almabtrieb zu Tal brachte: Auf dieser Lagerwirtschaftsform der Sennerei beruht der Ruf des Schweizer, Vorarlberger und Tiroler Bergkäses, eines extrem haltbaren Hartkäses.

Heute werden viele Maiensässe nicht mehr bewirtschaftet, sondern als Urlaubsort genutzt oder vermietet, was zur Zersiedelung der Landschaft führen kann.

Maiensässe sind besonders in den schweizerischen Kantonen Graubünden und Wallis, im westlichen Tirol und in Vorarlberg verbreitet.

Das Wort ‚Maiensäss‘ leitet sich vom Monat Mai ab, in dem man das Vieh zum ersten Mal auftrieb; es bedeutet damit ‚Maiensitz‘.

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