Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Jauche

Mit Jauche bezeichnet man das Zersetzungsprodukt des tierischen Harns und der Stallmist-Sickerbrühe (somit eine kotarme Gülle) nach dem Gärungsprozess in der Jauche-Grube. Jauche wird wie Gülle und Stallmist als Wirtschaftsdünger zur Düngung im landwirtschaftlichen Betrieb eingesetzt. Auch wird Jauche zur Herstellung von Biogas verwendet.

Jauche enthält ca. 0,4 % Stickstoff, 0,8 % Kalium, 0,01 % Phosphorsäure. Die organischen Stickstoffverbindungen, vor allem der Harnstoff, werden durch Mikroorganismen rasch in Ammoniumcarbonat und leicht flüchtiges Ammoniak umgewandelt.

Im deutschen Sprachraum gibt es unterschiedliche Synonyme, so Odl/Odel (bairisch, österreichisch), Sudel (südmeißnisch), Puddel (südwestdeutsch), Gülle (alemannisch), Bschütti (berndeutsch). Auch gibt es in der deutschen Sprache landschaftliche Unterschiede für den Gebrauch des Wortes Jauche. Vor allem die Abgrenzung zur Gülle ist im Norden deutlicher als im Süden.

Im Gegensatz zur Jauche bezeichnet die Gülle ein Gemisch tierischer Exkremente (Kot und Harn) sowie Wasser und mitunter auch Einstreu wie Stroh.

Gülle und Jauche unterscheiden sich deutlich in ihrem Nährstoffgehalt. Die Jauche ist wesentlich reicher an Kalium und Stickstoff, welcher schneller für Pflanzen verfügbar ist. Gülle hat einen höheren Trockensubstanzanteil, da auch Kot enthalten ist und oft auch Stroh oder ähnliche Materialien beigefügt sind. Der Stickstoff ist hier organisch gebunden und steht den Pflanzen damit nicht unmittelbar zur Verfügung.

In der heutigen Landwirtschaft überwiegt die Gülle als wirtschaftseigener Dünger, da bei ihr die Nährstoffe durch Gärprozesse zum Teil mineralisiert werden, das heißt, sie sind in anorganische Formen überführt (Ammonium, Nitrat, Phosphat) und sind damit sofort für die Pflanzen verfügbar. Zudem ist ihre technische Handhabung einfacher.

Jauche darf nicht - auch nicht indirekt - über Kanalisationen und Kläranlagen in Gewässer eingeleitet werden. Die Ausbringung von Jauche auf landwirtschaftlich genutzte Flächen ist durch Rechtsverordnungen des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes geregelt.

Pflanzenjauche

Ebenfalls als Jauche bezeichnet wird eine Bereitung aus Wasser und Pflanzenteilen, die zu unterschiedlichen Zwecken im Gartenbau und der Landwirtschaft verwendet wird. Sie wird wie ein Kaltwasserauszug mit kaltem Wasser angesetzt, wird aber bis zu 14 Tagen vergoren, um einen möglichst großen Teil der in der verwendeten Pflanze enthaltenen Nähr- und Wirkstoffe zu extrahieren.

Häufig in Jauchen verwendete Pflanzen sind Brennnesseln (vor allem düngend durch hohen Gehalt an Stickstoff) oder Acker-Schachtelhalm (durch Kieselsäure pflanzenstärkend). Brennnesseljauche wird auch als natürliches Spritzmittel gegen Pflanzenparasiten verwendet.

Weitere Informationen:

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