Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Entwässerung

Im landwirtschaftlichen Wasserbau die Ableitung von überschüssigem, frei beweglichem Bodenwasser (Grundwasser, Stauwasser) oder Oberflächenwasser mittels offener Gräben (Grabenentwässerung) oder künstlicher, unterirdischer Abzüge (Dräne, Dränung). Entwässerung dient der Verbesserung der allgemeinen Bedingungen für das Pflanzenwachstum und für die Bewirtschaftung. So werden durch die Entwässerungsmaßnahmen beispielsweise der Wasser-, Luft- und Wärmehaushalt des Bodens günstig beeinflusst, die Gefügestruktur verbessert und Vernässungsschäden vorgebeugt. Vernässungsschäden können z.B. verursacht werden, durch hohe Grundwasserstände bei nicht ausreichender Vorflut, durch Stauwasser oder Haftnässe sowie durch den Zustrom von Fremdwasser in Form von Hangwasser oder Dränagewasser. Darüber hinaus ist Entwässerung in Bewässerungsgebieten (Bewässerung) von großer Bedeutung, zur Ableitung von Überschusswasser und zur Verhinderung von Bodenversalzung. Unter humiden Klimabedingungen ist Entwässerung die älteste und verbreitetste Maßnahme der Melioration.

Voraussetzung für die Entwässerung ist eine ausreichende Vorflut, um das Wasser aus den Entwässerungsflächen sicher abzuleiten. Das in Gräben oder Dräns gefasste Wasser wird dabei in freiem Gefälle dem Vorfluter zugeführt (natürliche Vorflut). In Niederungen ist teilweise künstliche Vorflut durch Pumpbetrieb (Schöpfwerke) erforderlich.

Entwässerung kann in tonreichen und organischen Böden mittel- und langfristig die Bodenentwicklung positiv beeinflussen und den Anteil an Grobporen erhöhen, sowie den Anteil wasserspeichernder Poren vermindern. Tiefreichende Entwässerung beinhaltet jedoch das Risiko einer zu intensiven Austrocknung von Böden mit weitreichenden Konsequenzen wie Trockenschäden der Pflanzen, Nährstoffverluste und Abbau der organischen Substanz des Bodens, Verlust an Feuchtbiotopen, Bauwerksschäden durch Bodensackungen. Während früher weitgehend bedenkenlos zu Gunsten einer immer intensiveren Landnutzung in den Wasserhaushalt eingegriffen worden ist, sind heute eine Reihe von Schutzmaßnahmen und Einschränkungen zu beachten. Dazu gehört u.a., dass Feuchtbiotope nicht mehr entwässert und schützenswerte Gebiete nicht mehr beeinträchtigt werden dürfen.

Entwässerung von Mooren

Werden Moore zur Nutzung entwässert, gelangt Luft in den Moorkörper und der Torf wird mineralisiert. In der Folge entweicht, neben riesigen Mengen des ehemals gespeicherten CO2, zusätzlich Lachgas (N2O), dessen klimaschädigende Wirkung um ein Vielfaches höher ist (ca. 300 x), als die des CO2. Entwässerte Moorböden sind so in ihrer Funktion als Kohlenstoffspeicher gefährdet, sie werden zur Treibhausgasquelle und tragen erheblich zum Klimawandel bei.

In Deutschland emittieren die Moorböden und verwandte klimarelevante organische Böden mit 52,9 Mio t 6,7 % der CO2-Äquivalente der jährlichen Gesamtemissionen, aufgrund unangepasster Bewirtschaftung (NIR 2021). Besonders hoch sind die Ausgasungen ackerbaulich genutzter, gepflügter und gedüngter Moore. Kritisch zu betrachten ist hierbei die starke Zunahme des Anbaus von Mais für die energetische Nutzung. Nicht nur die Treibhausgas-Bilanz sondern auch die Energie-Bilanz dieser Praxis ist letztendlich negativ.

Der trockene Torf in entwässerten Mooren ist zudem sehr gut brennbar. Moorfeuer wie 2010 in Russland breiten sich unterirdisch aus und können sehr lange Zeit brennen, wobei der gespeicherte Kohlenstoff extrem schnell freigesetzt wird.

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