Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Bauerngarten

Der Begriff Bauerngarten stand bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts allgemein und vorrangig für Selbstversorger-Gärten (Gemüse, Gewürzkräuter), die von Bauern in Hofnähe angelegt und bewirtschaftet wurden. Neben den Nutzpflanze für die Küche kultivierte die Bäuerin in ihm auch Arzneipflanzen und Blumen. Dieser Garten ist so ein verzierter Nutzgarten und wird durch seine Einhegung aus dem übrigen Kulturland hervorgehoben. Auch lehnten sich bäuerliche Gärten sich an die strenge Geometrie des Wegekreuz-Prinzips der Klostergärten an.

In der darstellenden Kunst wurde der Bauerngarten gern als ungepflegt im Sinne einer idyllischen Wildnis verklärt. Eine wissenschaftlich definierte eigenständige Gartenform war er nie.

Mit der Schrift Flora der Bauerngärten in Deutschland von Anton Kerner aus dem Jahr 1855 wurde der Begriff des „Bauerngartens“ als Typus eingeführt. Dieser entsprach allerdings nicht einer gärtnerischen Realität, sondern gründete mehr in „tümelnden“ romantischen Vorstellungen des späten 19. Jahrhunderts. Die Idee verselbständigte sich, so dass erstmals 1913 ein scheinbar authentisch nachempfundener Bauerngarten im Botanischen Garten Hamburg Einzug hielt. Eine einheitliche Form der Gartengestaltung gab es vor der Konstruktion des „idealen“ Bauerngartens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht.

Nach zahlreichen bunt bebilderten Veröffentlichungen moderner und bisweilen romantisierender Abwandlungen kam es seit den 1980er Jahren in Deutschland zu einer kleinen Renaissance des Bauerngartens. Solche oder ähnliche Gartenformen wurden nun in privaten Kleingärten nachgestaltet. Dazu beigetragen haben Bauerngärten in Freilichtmuseen und entsprechenden Anlagen, die für den Fremdenverkehr angelegt wurden.

Heute steht die Bezeichnung Bauerngarten als Sammelbegriff für Gartenformen, die durch buchsbaumgefasste Blumen- und Gemüsebeete, zwischen denen Bauernrosen, prächtige Pfingstrosen und prachtvolle Hortensien blühen und die Blicke auf sich ziehen. Der Bauerngarten heutiger Prägung ist ein Refugium vieler unkomplizierter, oft nicht heimischer Pflanzen. Er wird sich weiterhin nach den Bedürfnissen und Ansichten seiner Besitzer im Laufe der Zeit wandeln.

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