Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Archäologie und Landwirtschaft

Das Verhältnis von Archäologie und moderner Landwirtschaft ist vielfältig und häufig nicht problemfrei. In Europa und in vielen anderen Teilen der Welt bestimmt die Landwirtschaft zur Nahrungsmittel- und Rohstofferzeugung das Bild der Landschaft und deren Nutzung seit Jahrtausenden. Durch die Landwirtschaft wurde die Umwelt stetig verändert.

Durch Anpflügen archäologischer Erdwerke (Bodendenkmal) oder durch Entwässerungsmaßnahmen sind in der Praxis viele Schäden entstanden. Untersuchungen weltweit, national und regional belegen, dass die Landwirtschaft mit Abstand die wichtigste Landnutzung in Bezug zum Erhalt und zum Schutz archäologischer Strukturen darstellt.

Landesdenkmalpflegerische Aspekte werden zunehmend beachtet und neue gesellschaftliche Anforderungen an den Erhalt unserer Umwelt einbezogen. Der Erhalt des archäologischen Erbes in unserer Kulturlandschaft ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe der Landespflege und der standortangepassten Landwirtschaft.

In vielen landwirtschaftlich genutzten Flächen befinden sich archäologisch bedeutsame Strukturen und diese sind weitaus häufiger als allgemein angenommen. Neben der großen Anzahl obertägig sichtbarer Strukturen (zum Beispiel prähistorische Grabanlagen, Burgen, Wallanlagen) sind auch im Unterboden, meist direkt unter der Ackerkrume (Ap-Bodenhorizont) befindliche archäologische Strukturen in den letzten Jahren besser in ihrer Ausprägung und Dimension erkannt worden.

Bestimmte Methoden der landwirtschaftlichen Produktionszyklen (zum Beispiel die Bodenbearbeitung oder die Bodenmelioration) werden in erheblichem Maße mit der Beeinflussung archäologischer Strukturen in Verbindung gebracht. So wurde in den Niederlanden ein Viertel des Bodenarchivs im Zeitraum von 1950–1990 durch intensive Landwirtschaft zerstört. In England waren bis 1995 16% der Denkmäler zerstört, wobei 10% der Zerstörungen und 30% der Schädigungen auf landwirtschaftliche Nutzung zurückgeführt wurden.

Folglich besitzt eine an Überschussvermeidung orientierte Landwirtschaft in Mitteleuropa, die darüber hinaus als „umweltschonend“, „ganzheitlich“ oder „ökologisch“ bezeichnet wird, nur dann diese Eigenschaft, wenn die standortkundliche Ansprache des Bodens um archäologische Strukturen ergänzt wird und daraus neue Bewirtschaftungsansätze abgeleitet werden.

Grundsätzlich hat die landwirtschaftliche Nutzung sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf archäologische Stätten und Funde.

Hier sind einige der wichtigsten Aspekte:

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