Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Walser

Die Walser sind eine alemannische Volksgruppe im Alpenraum. Im 9. Jahrhundert hatten die Alemannen auf ihrer Wanderung vom Berner Oberland her das Goms im Wallis (einst römische Provinz Vallis Poenina) erreicht und besiedelten nach und nach das obere Rhônetal.

Ab dem späten Hochmittelalter verliessen sie ihre namengebende Heimat im Rhônetal und siedelten weit zerstreut im damals romanischsprachigen Grossraum der Alpen. Es waren hauptsächlich Alpengebiete im schweizerischen Bündnerland, im oberitalienischen Piemont und Aostatal, in Liechtenstein, im österreichischen Vorarlberg und angrenzenden Tirol sowie vereinzelt auch im Berner Oberland, in Savoyen, in Bayern und anderswo. Auf einer Länge von rund 300 km im Alpenbogen verteilen sich heute noch rund 150 Walsersiedlungen.

Im Laufe des 14. Jahrhunderts verbreiteten sie sich in sekundären Schüben von den Erstkolonien aus weiter und gründeten zwischen den romanischen Vorbewohnern und abseits von ihnen deutschsprachige Niederlassungen.

Als Ursachen der Wanderbewegung wurden lange die Überbevölkerung des Oberwallis, Naturkatastrophen, Klimaveränderungen mit grosser Trockenheit im Rhonetal, Seuchenzüge und Kriegswirren vermutet. Inzwischen scheint es wahrscheinlicher, dass vor allem die Territorialherren mit Grundbesitz beidseits des Alpenkamms Walser zur Sicherung ihrer Hoheitsrechte ansiedelten oder diese durch andere mit ihnen verbundene Herren anwerben liessen.

Die kolonisatorische Leistung der Walser bestand in der Rodung, Besiedlung und Bewirtschaftung hoch gelegener, niederschlagsreicher Gebirgslagen. Dabei konzentrierten sich die Walser hauptsächlich auf die Viehwirtschaft. Dabei war die Alpwirtschaft kennzeichnend, welche die Beschaffung grösserer Heuvorräte und Viehbestände ermöglichte. Mit dem Bevölkerungswachstum beidseits der Alpen nahm der Bedarf an Rindfleisch auf italienischen und süddeutschen Märkten zu. Die Bündner, Vorarlberger und Ursner Bauern trieben ihr Vieh auf diese Handelsplätze und brachten von dort jene Güter mit, die sie selbst nicht herstellen konnten. Mit dem Kauf und dem Verkauf von Waren nahmen die Walser an der den Tauschverkehr ablösenden Geldwirtschaft teil. In Passlandschaften und Durchgangsgebieten von den Pässen am Monte Rosa über das Rheinwald bis ins Kleinwalsertal und am Gotthard spielten die Walser als Säumer eine zentrale Rolle.

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