Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Thünen-Atlas

Seit 2015 macht das Thünen-Institut Daten zur Landnutzung und Tierhaltung in Deutschland bis auf Gemeindeebene in digitalen Kartensätzen öffentlich zugänglich. Auf der Seite thuenen-atlas.de können Internetnutzer sich nach unterschiedlichen Anbaukulturen oder Tierarten aufgeschlüsselt den räumlich hochaufgelösten Datensatz anzeigen lassen, der auf einer am Thünen-Institut entwickelten Schätzmethode beruht.

Die deutsche Agrarstatistik zur Landnutzung und zum Tierbesatz ist ein wichtiger Indikator, wenn Umwelteffekte zu bewerten sind. Sie dient als Basis für das Abschätzen von Trends und Politikfolgen im Thünen-Modellverbund. Der Zugang auf kleinräumiger Ebene, wie der Gemeinde, wird durch den Datenschutz beschränkt und regionale Neuabgrenzung bzw. Neuklassifizierung von Merkmalen der Erhebung erschweren es, über längere Zeiträume zu vergleichen. Folglich ist es auch schwierig, einen in sich und über die Zeit schlüssigen Datensatz abzuleiten. Genau das aber ist Ziel des Projekts Thünen-Agraratlas: das Institut will auf Gemeindeebene ab 1999 bis in die Gegenwart unter Nutzung der Agrarstrukturerhebung, Agrarstatistik und georeferenzierter Landnutzungsdaten einen solchen Datensatz gewinnen, der alle Datenschutzauflagen einhält, so dass es möglich ist, den Datensatz öffentlich verfügbar zu machen. Die Ergebnisse des Projektes sind Teil der Arbeiten zur Georeferenzierten Dateninfrastruktur des Thünen-Instituts und werden in diesem Rahmen veröffentlicht.

2016 ist der Thünen-Atlas zur landwirtschaftlichen Nutzung um Karten zu Wäldern und Waldnutzung erweitert worden. Es wurden z. B. Karten zur Kohlenstoffspeicherung in Waldböden aufgenommen, die einen regionalen Überblick über die Kohlenstoffvorräte und deren zeitliche Änderungen in Deutschlands Waldböden vermitteln.

Die Karten zum Holzvorrat und zur Kohlenstoffspeicherung in deutschen Wäldern basieren auf Daten langjähriger Monitoring-Projekte, die das Thünen-Institut für Waldökosysteme in Zusammenarbeit mit den Bundesländern erhebt. Während Inventurtrupps der Länder die Daten an Stichprobenpunkten innerhalb eines systematischen Rasters erfassen (4 x 4 km bei der Bundeswaldinventur, 8 x 8 km bei der Bodenzustandserhebung im Wald), führt das Thünen-Institut diese Daten zusammen und wertet sie aus. Die Ergebnisse der jüngsten Erhebungen und die daraus resultierenden aktuellen Trends der Waldentwicklung haben die Wissenschaftler in ausgewählten Karten nach Wuchsgebieten räumlich aggregiert. Wuchsgebiete sind Landschaftsräume mit vergleichbaren Wuchsbedingungen, die sich besonders gut für räumliche Darstellungen zu Waldwachstum sowie Stoff- und Wasserflüssen in Wäldern eignen.

In einem weiteren Kartensatz hat das Thünen-Institut für Waldökosysteme Daten zu den Jagdstrecken der einzelnen Wildtierarten in Deutschland aufbereitet. So können sich Besucher des Thünen-Atlas für die Jagdjahre 2010/11 bis 2013/14 zum Beispiel die Zahlen der erlegten Wildschweine nach einzelnen Landkreisen sortiert anzeigen lassen. Diese Zahlen liefern eine wichtige Informationsgrundlage für das Wildtiermanagement in verschiedenen Regionen, unter anderem auch für die Verkehrsplanung und Unfallprävention.

Es ist vorgesehen, den Thünen-Atlas kontinuierlich mit neuen Themen zu ergänzen.

Weitere Informationen:

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