Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Waldboden

Waldboden steht als Sammelbegriff für die Vielfalt der Waldböden mit großer ökologischer Spanne im Wasser- und Nährstoffhaushalt, der Bodenentwicklung, den Ausgangsgesteinen, der Waldbestockung und ihrer doch sehr unterschiedlichen Naturnähe.

Waldböden tragen als Vegetation natürliche Wälder und vom Menschen gepflanzte Forstwälder. Sie werden nicht oder nicht mehr durch Bodenbearbeitung umgestaltet und nicht gedüngt oder bewässert. Sie besitzen eine Streuauflage vorwiegend aus Laub und Nadeln der Waldbäume, aus Fruchtschalen und Zweigen, aus der Streu der Strauch- und Krautschicht sowie zum Teil aus vermoderndem Holz, toten Tieren und Pilzen. Aus der Streuauflage entwickeln sich je nach Streuart, Wasserhaushalt und Nährstoffversorgung unterschiedliche Humusformen durch Zerkleinerung, Humifizierung und Mineralisierung. Die Baumvegetation sowie die Intensität der Nutzung durch den Menschen beeinflussen die Bodenentwicklung wesentlich. Der Waldboden mit seiner Belebtheit sowie seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften beeinflusst die Zusammensetzung und Morphologie des Bestandes, dessen Wuchsleistung, Holzqualität, Verjüngungskreaft und Widerstandskraft gegen Schädlinge, Witterung und Klimawandel.

Auf den folgenden Unterseiten des Kuratoriums Boden des Jahres erfahren Sie mehr über Waldböden im west- und mitteleuropäischen Klimaraum.

Waldverbreitung
Fast alle Böden in Deutschland haben eine Entwicklungsphase als Waldboden durchlaufen, die diese bis heute prägt. Bereits unmittelbar nach der letzen Kaltzeit vor 10.000 Jahren setzte die Bewaldung ein. Ohne Eingriffe des Menschen wäre Deutschland auch heute noch zu mehr als 80 % bewaldet. Wälder befinden sich heute meist auf nährstoffärmeren, steinigeren Böden. dies macht sie besonders sensibel für externe Einflussfaktoren.

Bodenvielfalt
Waldböden sind vielfältiger als landwirtschaftlich genutzte Böden. Sie umfassen Böden mit einem Säuregrad von stark sauer bis basisch und einer Wasserhaushaltsspanne von nass bis trocken. Anders als Ackerböden werden Waldböden nur im Ausnahmefall bearbeitet. Darum sind sie natürlich gelagert – sozusagen "wie gewachsen".

Humusformen
Alle Waldböden ohne Streunutzung besitzen eine Streuauflage und eine Humusform als integralen Bestandteil.

Wasserhaushalt
Waldböden umfassen eine sehr weite Spannbreite im Wasserhaushalt.

Nährstoffhaushalt
Sowohl sehr nährstoffarme als auch sehr nährstoffreiche Waldböden kommen in Deutschland vor.

Waldbodennutzung
In Deutschland gibt es keine Urwälder mehr. Seit der Jungsteinzeit nutzt der Mensch Wälder und damit auch die Waldböden. Erst mit Einführung einer nachhaltig ausgerichteten Forstwirtschaft im 19. Jahrhundert werden Wälder und Waldböden nicht mehr übernutzt.

Bildergalerie
Die Bildergalerie zeigt unsere Vielfalt an Waldböden und Wäldern.

Gefährung & Schutz
Nachdem die Übernutzung der Wälder und Waldböden zurückgegangen ist, werden sie im Industriezeitalter durch eine flächendeckende Versauerung des Oberbodens, durch Eintrag von Schwermetallen und durch Nährstoffverarmung geschädigt. Diese Stressfaktoren konnten durch verschiedene Maßnahmen vermindert werden. Heute wird der Waldboden durch ein Stickstoffüberangebot im Niederschlag, klimawandelbedingten Trockenstress sowie Kahlflächen durch absterbende Bäume stark beeinträchtigt.

Waldbodenmonitoring
Inzwischen verfügt Deutschland und große Bereiche West- und Mitteleuropas über ein weit gespanntes Netzwerk zur Beobachtung, Messung und Dokumentation des Zustands der Wälder und Waldböden.

Weitere Informationen:

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