Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Stundenböden

Bezeichnung für stark tonhaltige und damit bindige Ackerböden, die nur innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes bearbeitbar sind und oft Probleme bei der Kulturführung mit sich bringen.

Typische Stundenböden sind Tonschluffe. Stundenböden sind bei Wassergehalten, die höher als die Ausrollgrenze sind, zu nass zum Bearbeiten, verhärten jedoch an der Oberfläche nach Unterschreitung der Ausrollgrenze aufgrund von Verdunstung rasch. Bei sehr hoher Verdunstung tritt dieser Effekt bereits in einigen Stunden ein.

Zu nasse Böden sind schmierig und verkleben die Gerätschaften. Beim Graben mit dem Spaten bleiben die Bodenschollen am Spaten kleben. Beim Pflügen zeigen sich ähnliche Probleme. Das Ergebnis ist nicht die gewünschte, krümelige Scholle, die mit einer Egge zerkleinert und verteilt werden kann. Es entsteht vielmehr ein mehr oder weniger durchgehender Tonstrang. Bei zu hoher Nässe sind die Flächen außerdem nahezu unbefahrbar, da die Maschinen einsinken und Bodenverdichtungen entstehen. Nach längeren Trockenperioden sind die zu trockenen Böden stark verfestigt und verhärtet. Die Befahrbarkeit stellt unter diesen Bedingungen kein Problem dar. Eine Bearbeitung ist aber nahezu unmöglich, da der Pflug kaum in den Boden eindringt und nach oben ausschert.

Für die agrotechnische Bewirtschaftung muss daher ein ganz bestimmter Feuchtezustand vorliegen, der weder zu nass noch zu trocken ist. Das Zeitfenster zwischen diesen beiden Extremen ist eng und stark witterungsabhängig. Häufig beträgt es nur wenige Tage im gesamten Jahr und an diesen unter Umständen nur einige Stunden. Daher rührt auch die Bezeichnung Stundenboden. Eine übertriebene Bezeichnung für Böden mit einem derartigen Bearbeitungszeitfenster ist "Minutenboden".

Tonreiche Böden in Deutschland sind der Pelosol, die Terra fusca oder die Kleimarsch.

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