Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Rigosol

Anthropogene Böden, die durch tiefgründige Bodenumschichtung (Rigolen, von franz. rigole = Rinne) entstanden sind. Dies trifft für die z.T. über 1.000 Jahre alten Weinbergböden zu, die früher alle 30 - 80 Jahre mit der Hand, heute alle 20 - 40 Jahre maschinell rigolt werden, und deren Rigolhorizont (R) 50 - 80, selten bis 120 cm mächtig ist und unterschiedlich große Mengen an Fremdmaterial (Gesteinsschutt, Mergel, Löß, Schlacken, Müll u.ä.) enthält. Auch bei Auen- und Marschböden wurden tiefreichende Rigolarbeiten zur Verbesserung des Oberbodens vorgenommen.

Die Böden der Weinberge sind nach vielen Jahren unter der Pflugsohle aber auch im Bereich der Fahrspuren von Schleppern und Erntemaschinen oft stark verdichtet was zu einem schlechten Gasaustausch führt. Rigosole sind nach gewisser Zeit an Humus verarmt und weisen ein Nährstoffungleichgewicht auf. Zudem kommt eine geringe biologische Aktivität. Vor allem auf alten Rebenstandorten zeigt sich daher eine stärkere Rebmüdigkeit mit einer zum Teil hohen Besatzdichte mit Schädlingen, den rebspezifischen Nematoden. Daher wird mit der Neuanlage eines Weinbergs der Boden durch Rigolen verbessert.

Rigosol

Rigosol

Rigosol aus marinen Cyrenenmergeln des Paläogens (oberes Oligozän). Profil: R-Ap/R/IIR/IIIBtv/IVilCv (Tertiär)
Der obere Abschnitt des Bodens wird gepflügt (R-Ap-Horizont). Standort: Weinanbaugebiet Hochheim am Main (Hessen).

Quelle: Alexander Stahr

In vergangenen Zeiten erfolgte das Rigolen in Abständen von etwa 30 bis 80 Jahren. Doch seit Mitte des 19. Jahrhunderts führte die Reblaus (Viteus vitifoliae) im Weinbau Europas zu folgenschweren Verwüstungen. Die Winzer mussten sich auf gegenüber der Reblaus resistente Rebsorten umstellen, wodurch die Weinberge alle 20 bis 40 Jahre neu angelegt werden. Das Rigolen erfolgte bis in die fünfziger Jahre des 20. Jh. fast ausschließlich durch Handarbeit. Heute wird in der Regel mit speziellen und sehr teuren Rigolpflügen in Tiefen von 40 bis 80 Zentimetern gearbeitet.

Durch diese wiederholten und tiefgründigen Rigolarbeiten wurde die natürliche Horizontabfolge der Weinbergböden zerstört und miteinander vermischt, das Ergebnis bezeichnet man als R-Horizont (R von Rigolen). Wo Weinbergböden nur geringe Mächtigkeit besitzen, wurde und wird beim Rigolen auch unverwittertes Gestein erfasst und dem R-Horizont beigemischt. Zur Verbesserung des Bodens, aber auch um Erosionsschäden auszugleichen, wurde Boden- und Gesteinsmaterial in den Weinbergen aufgebracht. Das geschieht auch heute noch in beachtlichen Mengen. Hinzu kommen größere Mengen an Kohlenschlacken, Trester, Schlamm und Kompost. Weinbergböden werden somit vor der Neuanlage von Grund auf völlig neu aufgebaut.

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