Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Quitte

Die Quitte (Cydonia oblonga) gehört zu den Kernobstgewächse (Pyrinae) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die ursprüngliche Heimat liegt im östlichen Kaukasus und im Transkaukasus. Populationen in der Türkei, in Iran, Turkmenistan, Syrien und Afghanistan könnten durch die schon lange zurückliegende Verbreitung durch Menschen entstanden sein. Erste Nachweise über kultivierte Quitten aus dem Kaukasus reichen 4000 Jahre zurück, in Griechenland findet man sie ab 600 v. Chr., bei den Römern ab 200 v. Chr. In Mitteleuropa wird sie erst seit dem 9. Jahrhundert angebaut, als wärmeliebende Pflanze dort bevorzugt in Weinbaugebieten.

Merkmale

Quitten wachsen an bis zu 6 m hohen, strauch- oder buschförmigen Gehölzen, seltener an Bäumen. Die Quitte trägt vier bis acht Jahre nach ihrer Pflanzung die ersten Früchte. Die Vermehrung der Kultursorten aus Stecklingen oder Abrissen gelingt nur manchmal. Die im Handel erhältlichen Pflanzen sind meist durch Aufpfropfen veredelt.

Quitten werden eingeteilt in die rundlichen Apfelquitten (var. maliformis) und die länglichen Birnenquitten. Weltweit werden etwa 200 Sorten angebaut. Die heute gängigen Sorten zählen größtenteils zu den Birnenquitten. Die Früchte sind groß (250-300g) und bei erreichter Reife zitronengelb gefärbt. Sie besitzen einen wolligen Überzug und einen Blütenkelch. Das Fruchtfleisch ist aufgrund der Steinzellenbildung recht hart, es schmeckt herbsauer und ist sehr aromatisch. Die Blüte ist auffällig mit ihren rosafarbenen Blütenblättern.

Ansprüche

Der Quittenbaum liebt sonnige Standorte mit humosem, mittelschwerem und nicht zu trockenem Boden. Staunasse Böden sind nicht geeignet. Chlorosen treten bei zu hohem Kalkgehalt (pH>7) und starker Nässe auf. Frostschäden treten erst bei Temperaturen unter -25 °C auf. Quitten sind aufgrund ihrer späten Blüte kaum spätfrostgefährdet.

Verbreitung

Die Quitte ist heute auf der ganzen Welt verbreitet. Sie wird in den Mittelmeerländern, auf der Balkanhalbinsel, in den USA und in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion angebaut. Ihre Bedeutung nimmt aber stetig ab. In West- und Mitteleuropa spielt sie eher eine untergeordnete Rolle. Der erwerbsmäßige Anbau ist in Deutschland selten. In Baden-Württemberg, in der Pfalz und im Rheinland werden gute Fruchtqualitäten erzielt.

Verwendung

Die in der Schweiz, Deutschland und Österreich wachsenden Quittensorten sind für den Rohverzehr nicht geeignet, da sie hart und durch die Gerbstoffe bitter sind. Andernorts gibt es aber auch Sorten, die roh gegessen werden können, zum Beispiel die in der Türkei angebaute Shirin-Quitte. Quitten haben ein feinsäuerliches, leicht bitteres Zitrusaroma.

Bei der Zubereitung mitteleuropäischer Sorten muss in jedem Fall vor dem Verarbeiten der Früchte der Flaum oder Pelz der Quitten mit Hilfe eines (groben) Tuches gründlich abgerieben werden, da er reichlich Bitterstoffe enthält. Dann kann die Frucht geschält oder ungeschält verwendet werden. Erprobt ist auch das Abbürsten des Flaums mit einer Messingbürste. Da dabei die Schale aber kleine Kratzer bekommt, wird diese erheblich schnellere Methode nur angewandt, wenn die Früchte sofort weiterverarbeitet werden.

Quitten werden zum Verzehr gekocht, gedünstet, gedämpft oder gebacken. Aus Quitten kann man Marmelade, Kompott, Mus, Chutney, Quittensuppe, Quittenbrot, Saft und daraus Gelee (Quittenkäs), Likör, Wein, Schnaps sowie Secco („Perlwein“) herstellen. Von regionaler Bedeutung ist die Zugabe in der Apfelwein- oder -saftherstellung. Gebacken eignen sie sich als Dessert oder Beilage zu Fleisch. Quittenbrot ist eine Süßigkeit, hergestellt aus mit Zucker vermischtem eingedicktem Quittenmus. Quittenbrot ist heutzutage im deutschsprachigen Raum im Handel fast nicht mehr erhältlich, in spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern ist Dulce de membrillo eine verbreitete traditionelle Weihnachts- oder Wintersüßigkeit.

Als Heildroge dienen die reifen Quittensamen.

Reife Quitten kann man als Duftspender einsetzen, die ein angenehmes Aroma verströmen. Früher wurden Quitten als natürliches Duftmittel zur frischen Wäsche gelegt.

Quitten dienen vielfach als Unterlagen für Pfropfungen von Birnenedelreisern.

Die Japanische Quitte (Cydonia japonica) wird häufig in Gärten und Anlagen zur Zierde gepflanzt.

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