Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Mohn

Mohn (Papaver) ist eine in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel heimische Pflanzengattung aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) mit weltweit zwischen 50 und 120 Arten. Kaum eine Pflanze ist so vielseitig wie Mohn: Er ist Zierpflanze, Nahrungsmittel, Unkraut, Arzneipflanze, Gewürz und Droge.

Eine Kulturpflanze ist der aus dem östlichen Mittelmeerraum stammende Schlafmohn (Papaver somniferum), sie ist die wirtschaftlich wichtigste Art. Die Samen der einjährigen, bis 1,5 m hohen Blütenpflanze werden als Nahrungsmittel sowie zur Ölgewinnung verwendet. Die Pflanze führt außerdem einen morphinhaltigen Milchsaft, aus dem Opium hergestellt wird. Der lateinische Name "somniferum" (Schlaf bringend) verweist auf die Verwendung als Schlafmittel für Kinder in der griechischen Antike. Es existieren zahlreiche Zuchtsorten, die sich u.a. durch Gehalt und Zusammensetzung der Alkaloide unterscheiden.

Die leuchtend roten Blüten des in Mitteleuropa wilden Klatschmohns (Papaver rhoeas) blühen ab Ende Mai und kennzeichnen den Beginn des Frühsommers.

Merkmale

Mohn-Arten sind ein-, zwei-, mehrjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen. Die Pflanzenteile führen einen weißen oder gelben Milchsaft, der giftige Alkaloide enthält. Die aufsteigenden bis aufrechten Stängel sind meist borstig behaart, selten kahl, verzweigt oder unverzweigt und können beblättert oder unbeblättert sein.

Die wechselständig, spiralig am Stängel verteilt oder in einer basalen Rosette angeordneten Laubblätter sind gestielt bis ungestielt.
Die Blüten stehen meist einzeln oder selten in traubigen Blütenständen. Meist sind die eiförmigen bis kugeligen Blütenknospen vor dem Aufblühen herabhängend.

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit einer doppelten Blütenhülle. Die Farbe der vier (selten fünf oder sechs) Kronblätter variiert je nach Art von meist rot, orangerot bis gelb, selten weiß oder lavendelfarben. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten.

Es werden borstig behaarte oder kahle, offene oder geschlossene Kapselfrüchte gebildet, die viele Samenkörner enthalten. Die ölhaltigen Samen sind schwarz, braun, dunkelgrau oder weiß, klein und nierenförmig.

Opiate

Der nach dem Anritzen noch unreifer Kapseln austretende, an der Luft trocknende weiße Milchsaft liefert das Roh-Opium mit den darin enthaltenen etwa 20 Opiumalkaloiden (Benzylisochinolinalkaloide). Wichtigster Vertreter dieser Stoffgruppe ist das Morphin. Die alkaloidfreien, grauen oder bläulichschwarzen Samen der blasslila blühenden Unterart Papaver somniferum ssp. hortense dienen als Gewürz, Nahrungsmittel oder zur Gewinnung von Mohnöl.

Schlafmohnsamen an sich enthalten keine Opiate, allerdings können ihnen je nach Erntemethode Rückstände des opiathaltigen Milchsaftes der Samenkapseln anhaften. Daher wurde der Verzehr von mohnsamenhaltigen Nahrungsmitteln in deutschen Gefängnissen untersagt, da dieser bei Urinproben auf Opiate zu positiven Resultaten führen kann und nicht unterschieden werden kann, ob die Alkaloide durch Rauschgiftkonsum oder den Verzehr der genannten Nahrungsmittel aufgenommen wurden.

Anbau

In Deutschland sind nur zwei Sorten (Zeno morphex und Mieszko) mit einem sehr niedrigen Morphingehalt zum genehmigungspflichtigen Anbau zugelassen. In Österreich ist der Anbau von Schlafmohn völlig legal und blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Im Waldviertel wurden 2018 rund 1200 ha Mohn angebaut, in Österreich insgesamt etwa 2000 ha. Bekannt ist der Waldviertler Grau- und Blaumohn, der sich in vielen Rezepten der österreichischen Mehlspeisküche, aber auch in unzähligen Regalen von Lebensmittelmärkten wiederfindet. Es wird heute aber auch verstärkt Mohn aus anderen Ländern im Handel angeboten, dessen Morphingehalt aufgrund zum Beispiel unsauberer Erntemethoden mit Belassung von Restanteilen an Opium stark erhöht sein kann. Bei Mohnkuchen und Mohnbrötchen können die Opiate durch die Erhitzung im Ofen wirkungslos gemacht werden.

Die Hauptanbaugebiete des Mohns liegen heute in Indien, China, Kleinasien und Südosteuropa.

Der Saat-Mohn (Papaver dubium) und der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) sind 1jährige Kräuter mit fiederteiligen Blättern und scharlachroten Blüten. Beide wachsen in Mitteleuropa in Unkrautgesellschaften, auf Äckern und Schutt.

Besonders Papaver rhoeas gilt aus landwirtschaftlicher Sicht als Samenunkraut, vor allem in Getreide und Raps. Eine Pflanze produziert 10.000-20.000 Samen. Durch das große, langlebige Samenpotential kommt es zu massenhaftem Auftreten, wenn Samen durch Erdbewegung ans Licht kommen.

Der Alpen-Mohn (Papaver alpinum) ist eine ausdauernde alpine Art der Steinschuttfluren mit weißen oder gelben Blüten. Zahlreiche Mohn-Arten sind wegen ihrer schönen Blüten beliebte Gartenzierpflanzen.

Verwendung

Die alkaloidfreien, grauen oder bläulichschwarzen Samen der blasslila blühenden Unterart Papaver somniferum ssp. hortense werden als Streumaterial auf Brötchen genutzt oder kalt gepresst, wobei sie das hellgelbe Mohnöl liefern, das überwiegend aus Glyceriden der Linolsäure besteht. Als trocknendes Öl dient es außer zu Speisezwecken zur Herstellung hochwertiger Malerfarben. Die Presskuchen enthalten 28-41 % Eiweiß und 5-18 % Restfett, sind alkaloidfrei und stellen ein Mastviehfutter dar.

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