Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Landdegradation

Auch "Landdegradierung" oder "Landzerstörung"; der Begriff bezeichnet die Verschlechterung des Zustandes von Landökosystemen, verursacht durch direkte oder indirekte, vom Menschen verursachte Prozesse, einschließlich anthropogener Klimaänderungen. Landdegradation ist umfassender als Bodendegradation, da sie alle negativen Veränderungen in der Kapazität des Ökosystems zur Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen (z. B. biologischer, wasser- und landbezogener, sozialer) umfasst. (WBGU 2020)

Die UN-Wüstenkonvention von 1996 sieht in dem Begriff die "Verringerung oder den Verlust der biologischen oder wirtschaftlichen Produktivität und der Vielseitigkeit von natürlich oder künstlich bewässerten Anbauflächen oder von Wiesen und Weiden, forstwirtschaftlich genutzten Flächen und Wäldern in ariden, semiariden und trockenen subhumiden Gebieten infolge der Nutzung des Landes oder infolge eines einzelnen oder mehrerer miteinander verknüpfter Prozesse einschließlich solcher, die sich aus menschlichen Tätigkeiten und Siedlungsmustern ergeben".

Das IPCC (2019) definiert Landdegradierung als "eine negative Entwicklung des Zustands von Landsystemen durch direkte oder indirekte menschlich bedingte Prozesse, einschließlich des menschengemachten Klimawandels; sie wird ausgedrückt als langfristige Abnahme und als Verlust mindestens eines der folgenden Aspekte: biologische Produktivität, ökologische Integrität oder Wert für den Menschen".

Bis heute gibt es kein unumstrittenes Maß, das den Umfang und die Dynamik der Degradation terrestrischer Ökosysteme zuverlässig abbildet. Zudem werden Land- und Bodendegradation oft synonym verwendet. Das hat konzeptionelle (wie wird Landdegradation definiert?) und methodische Gründe (wie wird Landdegradation gemessen?).

Neuere Studien bemessen Landdegradation als Verlust der Nettoprimärproduktion, oft unter Verwendung von Satellitendaten. Eine Möglichkeit der Abschätzung von Degradationstrends in einer Region ist die Beobachtung der Dynamik der Primärproduktion von Land.

Dynamik der Landdegradation

Rund ein Viertel der eisfreien Landfläche ist von menschengemachter Degradation betroffen (IPCC, 2019b). Ein Blick auf die Verluste fruchtbarer Böden gibt einen Hinweis auf die Dynamik der Landdegradation: Es wird geschätzt, dass die Bodenerosion auf landwirtschaftlichen Feldern derzeit 10- bis 20-mal (keine Bodenbearbeitung) bis mehr als 100-mal (konventionelle Bodenbearbeitung) höher ist als die Bodenbildungsrate. Gegenwärtig beeinträchtigt die Degradation der Landoberfläche der Erde durch menschliche Aktivitäten das Wohlergehen von mindestens 3,2 Mrd. Menschen. Mit diesen Degradationsprozessen eng verbunden sind die Fragmentierung und der Verlust von Habitaten, gleichzeitig ein zentraler Faktor der Biodiversitätskrise.

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