Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

ländlicher Tourismus

Auch Landtourismus oder Agrotourismus; Form des Tourismus, der als Betriebszweig eines landwirtschaftlichen Betriebes einen wesentlichen Beitrag zur Diversifizierung und zur Einkommenssicherung leisten kann. Der ländliche Tourismus hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Wurde früher diese Urlaubsform vor allem wegen seines günstigen Preises gewählt, so sind heute zunehmend auch andere Kriterien ausschlaggebend, wie Ruhe, und Naturnähe, Erlebniswelt für Kinder, persönliche Atmosphäre und das Kennenlernen ländlicher Traditionen.

Viele Höfe haben vielseitige Aktivitäten für eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung entwickelt, darunter "Abenteuerurlaub für jung gebliebene Erwachsene", "Lernort Bauernhof", Nordic Walking oder Kutschfahrten.

Im weiter gefassten Verständnis umfasst der ländliche Tourismus neben den traditionellen auf die Landwirtschaft (Agrotourismus) und Regionalkultur gestützten Angeboten auch Aktivitäten wie Radtourismus ("Radeln von Hof zu Hof mit GPS"), Wandern oder Wintersport, die sich auf die Freizeitnutzung der Kultur- und Naturlandschaften beziehen. Letztlich gehört auch der sich im ländlichen Raum abspielende Festivaltourismus dazu, ob mit Klassik-Angebot (Schleswig-Holstein Musik Festival), Heavy Metal (W:O:A) oder Rock (Southside).

Ländlichem Tourismus wird ein hohes Umsetzungspotential von Zielen nachhaltiger Entwicklung im ländlichen Raum zugeschrieben.

Beiträge des ländlichen Tourismus zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung

  • Nutzung regionaler Potentiale (Kulturlandschaft, Arbeitskräfte, traditionelle Bausubstanz, Kapital vorwiegend aus der Region)
  • Tourismusform, die in das bestehende gesellschaftliche Gefüge integriert werden kann
  • Kein Überschreiten der ökologischen Tragfähigkeit, z.B. durch Zersiedlung mit artfremder Überbauung, vielmehr Ansatzpunkte zur Verwirklichung regionaler Kreisläufe von der Produktion, Verarbeitung, Vermarktung bis zum Verbrauch und zur regionalen Wiederverwertung
  • Beitrag zur Diversifizierung der regionalen Wirtschaftsstruktur, Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze
  • Große Einflußmöglichkeit und Gestaltungsfreiheit der gastgebenden Bevölkerung hinsichtlich der touristischen Entwicklung der Region sowie vergleichsweise hohe Teilhabe an den Gewinnen des Tourismus als Folge der Konzentration vieler touristischer Aufgaben (u.a. Beherbergung, Informationsvermittlung) bei den Gastgebern
  • Umwelt- und Bewusstseinsbildung beim Kontakt mit den natürlichen Lebensgrundlagen Pflanzen- und Tierproduktion), durch umweltverträgliche Freizeitangebote, Kurse zu Vollwerternährung, Hinweise auf Bezugsquellen von ökologisch hergestellten Lebensmitteln, Unterbringung in Gebäuden aus ökologischen Materialien
  • Verbesserung und Intensivierung der Beziehungen zwischen Stadt- und Landbevölkerung

Weitere Informationen:

Pfeil nach linksLändlichkeitHausIndexLandmanagementPfeil nach rechts