Korkeiche
Die Korkeiche (Quercus suber L.), auch Pantoffelholzbaum oder Pantoffelbaum, ist ein immergrüner Laubbaum des westlichen Mittelmeerraums aus der Gattung der Eichen (Quercus). Sie erträgt Dürre und stellt geringe Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit. In Mitteleuropa ist sie nicht winterhart. Namensgebend sind die dicken Korkschichten des Stammes, die zur Korkgewinnung genutzt werden. Ein einzelner Baum kann während seines Lebens 100 bis 200 Kilogramm Kork liefern. Korkeichenwälder beheimaten eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten. Da Kork als Flaschenverschluss zunehmend von anderen Materialien verdrängt wird, sind diese Wälder als Bestandteil der Kulturlandschaft gefährdet und damit auch Tierarten wie der Pardelluchs vom Aussterben bedroht.
Verbreitung und Standortansprüche
Das Verbreitungsgebiet der Korkeiche ist der Raum um das westliche Mittelmeerbecken. In Portugal bedecken natürliche und angepflanzte Bestände ein Gebiet von 750.000 Hektar. Natürliche Bestände gibt es in Höhenlagen zwischen 150 und 300 Meter über dem Meeresniveau. In Spanien bleiben die Vorkommen meist unter einer Höhe von 600 Metern. In Zentralspanien sind Korkeichen selten. In Italien findet man natürliche Vorkommen entlang des Tyrrhenischen Meeres und im östlichen Apulien an der Adria. Ebenfalls an der Adria gibt es die Korkeiche an der dalmatinischen Küste. Auf Sardinien ist sie einer der häufigsten Waldbäume. Natürliche und vom Menschen geschaffene Vorkommen existieren in Afrika an der Mittelmeerküste von Tunesien, Algerien und Marokko und in Höhenlagen bis 1000 Meter, am Hohen Atlas bis 2000 Meter. Außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets wird die Korkeiche auf der Krim, im Kaukasus, in Indien und im Südwesten der USA kultiviert. Die Unterart Quercus suber occidentalis gedeiht auch in milden Gegenden Englands.
Die Art ist sehr lichtbedürftig und kann in dichten Beständen nicht überleben. Sie ist wärmeliebend, wächst bei Jahresmitteltemperaturen von 13 bis 17 °C und erträgt Maximaltemperaturen bis 40 °C. Im Verbreitungsgebiet fällt die Temperatur nur selten unter den Gefrierpunkt, es werden aber Temperaturen bis zu −5 °C ohne Schäden und bis −10 °C ohne große Schäden ertragen. Die Korkeiche ist in Mitteleuropa nicht winterhart. Sie erträgt Dürre und überdauert sommerliche Trockenperioden durch die Reduzierung des Stoffwechsels. Eine jährliche Niederschlagsmenge von 500 bis 700 Millimeter gilt als optimal, an kühleren Standorten können bei ausreichender Luftfeuchte 400 bis 450 Millimeter ausreichen. Korkeichen stellen geringe Bodenansprüche und wachsen auch auf mageren, trockenen oder felsigen Standorten. Sie gedeihen kaum auf kalkhaltigen Böden, man findet sie jedoch häufig auf kristallinen Schiefern, auf Gneis, Granit und Sanden. Der Säuregrad des Bodens sollte zwischen pH-Werten von 4,5 und 7 liegen.
Die Korkeiche gilt als Pyrophyt, da sie mit ihrer dicken Borke ausgezeichnet vor Feuer geschützt ist.
Ökologie
In natürlichen Populationen wächst die Korkeiche gemeinsam mit der Steineiche (Quercus ilex), der Flaumeiche (Quercus pubescens), der See-Kiefer (Pinus pinaster), der Pinie (Pinus pinea), dem Westlichen Erdbeerbaum (Arbutus unedo) und dem Olivenbaum (Olea europaea), in kühleren Lagen auch mit der Edelkastanie (Castanea sativa). Neben diesen Baumarten kommen als strauchbildende Arten die Kermes-Eiche (Quercus coccifera), der Stechpalmen-Kreuzdorn (Rhamnus alaternus), Arten der Gattung Phillyrea, die Myrte (Myrtus communis), die Heide-Art (Erica scoparia), die Raue Stechwinde (Smilax aspera) und die Montpellier-Zistrose (Cistus monspeliensis) häufig gemeinsam mit der Korkeiche vor. Korkeichenwälder bilden die Heimat mehrerer seltener Arten, so auf der Iberischen Halbinsel für den vom Aussterben bedrohten Pardelluchs (Lynx pardinus) und den gefährdeten Iberienadler (Aquila adalberti), außerdem überwintert hier ein Großteil der europäischen Kranichpopulation. In den Korkeichenwäldern Tunesiens lebt der Berberhirsch (Cervus elaphus subsp. barbarus).
Nutzung
Die Korkeiche wird zur Gewinnung von Kork in mehreren Mittelmeerländern angebaut. Die Zentren der Korkproduktion liegen in Süd-Portugal und Süd-Spanien, wo auf weiten Flächen niedrige Bäume mit großen Kronen und starken Ästen angebaut werden, die den höchsten Ertrag an Kork liefern. Diese größtenteils extensiv bewirtschafteten Habitate werden in Spanien Dehesas und in Portugal Montados genannt. Unter den Gesichtspunkten von Artenvielfalt und kulturellem Erbe werden sie als höchst wertvoll angesehen.
Der Kork besteht aus abgestorbenen, mit Luft gefüllten, dünnwandigen Zellen und enthält Zellulose und Suberin. Kork ist wärme- und schallisolierend, das Suberin verleiht ihm wasserabstoßende Eigenschaften. Die Korkschicht wird vom korkproduzierenden Phellogen nachgebildet und kann daher wiederholt geerntet werden, ohne den Baum zu stark zu schädigen. Die erste Ernte erfolgt nach etwa 12 bis 15 Jahren bei einem Stammdurchmesser von 20 bis 30 Zentimetern. Die erste Korkschicht wird „männlicher Kork“ genannt, ist noch wenig elastisch und rissig und wird nur für Isoliermatten verwendet. Erst die folgenden Korkernten liefern einen qualitativ höherwertigen Kork, den „weiblichen Kork“, der im vollen Umfang kommerziell genutzt werden kann. Den qualitativ besten Kork erhält man bei der zweiten, dritten und vierten Ernte. Korkernten erfolgen alle neun bis zwölf Jahre, wenn eine Schichtstärke von 2,7 bis 4 Zentimetern erreicht ist. Unter günstigen (warmen) Bedingungen kann die Ernte alle acht Jahre erfolgen, in Nordafrika alle sieben Jahre. Insgesamt kann eine Korkeiche fünf- bis zehnmal abgeerntet werden. Um die Verletzung der Stammoberfläche kleinzuhalten, kann auch alle drei Jahre geerntet werden, wobei nur ein Drittel der nutzbaren Oberfläche abgelöst wird. Eine Eiche liefert über ihre Lebensspanne etwa 100 bis 200 Kilogramm Kork, ein Hektar etwa 200 bis 500 Kilogramm pro Jahr.
Der Kork wird vor allem zur Herstellung von Stopfen und Korken verwendet, daneben zur Wärme- und Schalldämmung und für weitere technische Anwendungen (unter anderem Verbundwerkstoffe, Schuhsohlen, Bodenbeläge). Die Flaschenkorkproduktion macht etwa 70 % der Wertschöpfung beim Korkanbau aus. Da die Naturkorken zunehmend durch Plastik- oder Blechverschlüsse ersetzt werden, könnte es zu einem deutlichen Rückgang der Korkeichenbestände in Südwesteuropa kommen, was die Artenvielfalt in diesen Gebieten gefährdet.
Genutzt wird auch die Rinde, die etwa zwölf Prozent gewinnbaren Gerbstoff enthält. Zusätzlich werden die Eicheln als Futter in der extensiven Schweinemast (Eichelmast) verwendet. Ein Baum kann 15 bis 30 Kilogramm Eicheln pro Jahr liefern.
Weitere Informationen:
- Portugal kämpft um seinen Superbaum (SPON)
- Montado and Mosaic Systems in Portugal (AGFORWARD)
- Über die Korkeiche (AMORIM)