Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Agrarrobotik

Die Agrarrobotik oder Agrarrobotertechnik beschäftigt sich mit dem Entwurf, der Gestaltung, der Steuerung, der Produktion und dem Betrieb von Agrarrobotern. Ziel des Robotik-Ansatzes ist es, eine intelligente, ressourcenschonende und leistungsfähige Alternative zum kontinuierlichen Trend des Gewichtswachstums einzelner Großmaschinen darzustellen.

Robotik spielt bei innovativen Agrartechnologien neben der Zunahme an datenintensiven Anwendungen (Big Data in der Landwirtschaft, Precision Farming) eine zentrale Rolle. Roboteranwendungen wie zum Beispiel die autonome und präzise Aussaat, automatisierte Unkrautbekämpfung, Düngung und Obsternte, aber auch die Automatisierung der Milchproduktion über Melkroboter sind Technologien, die bereits in Erprobung bzw. im Einsatz sind.
Autonome Traktoren gibt es bereits als Prototypen; diese könnten bei großen Feldern auch im sog. Platooning-Betrieb (als mehrere fahrerlose Maschinen an ein Führungsfahrzeug virtuell gekoppelt) eingesetzt werden. Aufgrund der multiplen Einsatzmöglichkeiten sind sie nicht nur für Großbetriebe, sondern auch für kleine und mittlere Betriebe interessant. Auch schwer zugängliche Weinbergslagen oder Solarparks zwischen Photovoltaikmodulen sind geeignete Einsatzbereiche.

Im Zusammenhang mit der Einführung dieses Technologiebündels, gibt es freilich einige noch ungeklärte Fragen zur Haftung bei Unfällen von autonomen Robotern und zum Datenschutz.

Brexit und Corona-Pandemie als Treiber im UK

Der Kontext von Brexit und Corona-Pandemie lässt Großbritannien verstärkt in die Entwicklung von automatisierten Erntehelfern investieren. Dort erschwert ein neues Einwanderungsgesetz die Einreise von ungelernten Arbeitskräften. Bisher kamen hunderttausende Menschen aus vor allem östlichen EU-Ländern nach Großbritannien, um einfache Arbeiten, etwa auf dem Feld, zu erledigen. Mit dem Austritt aus der EU und dem Ende der Übergangsperiode ist damit nun Schluss. Bereits vor dem Brexit bangten Branchenvertreter vor dem "Ende der britischen Erdbeere".

Unternehmen arbeiten deshalb daran, auch feinmotorisch schwierige Erntearbeiten zu automatisieren. Fieldwork Robotics, ein Ableger der Universität Plymouth in England, kooperiert etwa mit dem französischen Gemüseverarbeiter Bonduelle, um Pflückroboter auf die Felder zu bringen. Ein kürzlich vorgestellter Prototyp kann schon jetzt innerhalb weniger Sekunden Blumenkohlköpfe ernten.

Bereits 2019 hat das Unternehmen den weltweit ersten Himbeerpflückroboter vorgestellt, der eine Himbeere pro 2,8 Sekunden pflücken kann, eine menschliche Arbeitskraft benötigt dazu etwa zwei Sekunden. Der Roboter könne aber bis zu 20 Stunden am Stück arbeiten, auch bei Nacht. So seien 25.000 Himbeeren pro Tag schaffbar. Ein Mensch pflückt in einer Acht-Stunden-Schicht etwa 15.000. Auch bei Tomaten wurde der Roboter bereits erfolgreich getestet.

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