Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Agraraußenhandel

Die Ein- und Ausfuhr von Agrargütern (land- und ernährungswirtschaftliche Erzeugnisse, in der deutschen Statistik ohne Holz und Holzprodukte) von einem bzw. in einen Staat oder eine Staatengemeinschaft.

Deutscher Agraraußenhandel 1991 bis 2016 in Mrd. Euro (vorläufig)
Deutscher Agraraussenhandel 1991 bis 2016 in Mrd. Euro

Seit dem Jahr 2000 sind sowohl die Ein- als auch Ausfuhren von Agrargütern nahezu kontinuierlich angestiegen. Die einzige Ausnahme bildete das Jahr 2009, das stark von den Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise geprägt war.

Quelle: BMEL

In den meisten Ländern ist Außenhandel allgemein von erheblicher Bedeutung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Während es internationalen Handel in der Geschichte schon lange gibt (vgl. Seidenstraße, Bernsteinstraße), hat die wirtschaftliche, soziale und politische Bedeutung in den letzten Jahrhunderten zugenommen. Industrialisierung, verbesserter Transport, Globalisierung und transnationale Unternehmen haben eine große Auswirkung auf das internationale Handelssystem. Ohne Außenhandel wären Nationen auf die innerhalb ihrer eigenen Grenzen produzierten Waren und Dienstleistungen beschränkt.

Im Bereich des internationalen Agrarhandels sind vor allem vier sehr große Agribusiness-Unternehmen aktiv, die bereits Anfang des 19. bis Anfang des 20. Jahrhundert gegründet wurden. Obwohl das genaue Ausmaß ihrer Aktivitäten schwer zu eruieren ist, wird geschätzt, dass sie heute für etwa ein Drittel des Weltagrarrohstoffhandels und für 90 % des Weltgetreidehandels verantwortlich sind. Diese transnationalen Handelsriesen - Archer Daniels Midland (ADM), Bunge, Cargill, Louis Dreyfus - werden wegen ihrer Anfangsbuchstaben auch die ABCD-Gruppe genannt, auch wenn die Reihenfolge der Buchstaben nach Bedeutung der Unternehmen eigentlich CABD lauten müsste.

Basis der Unternehmen war und ist der Handel mit Agrar-Massengütern (v. a. Getreide und Ölpflanzen), die in großen Mengen gekauft und verkauft werden. Die Rentabilität des Handels mit diesen Waren hängt nicht nur von den Weltmarktpreisen ab, sondern auch von anderen ökonomischen Faktoren wie Kosten für Fracht, Silos, Elevatoren und Infrastruktur sowie Wechselkursen. Hinzu kommen politische Faktoren wie Regierungspolitik im Zusammenhang mit Krediten, politsche Förderpolitik, Exportsubventionen und Steuerpolitik. Die Unternehmen sind daher inzwischen stark diversifiziert und in ausgeklügelter Weise über Tochterfirmen vertikal und horizontal integriert.

Von ADM abgesehen, stehen sie bis heute unter dem Einfluss ihrer Gründerfamilien. Sie handeln und transportieren, und sie verarbeiten auch viele Rohstoffe. Die Konzerne besitzen Hochseeschiffe, Häfen, Eisenbahnen, Raffinerien, Silos, Ölmühlen und Fabriken. In den vergangenen Jahren hat der chinesische Getreidehändler COFCO, ein Staatsbetrieb, zu ihnen aufgeschlossen und ABCD als Hauptaufkäufer von brasilianischem Mais und Soja abgelöst.

(s. a. Agrarexporte, Agrarhandel, Agrarimporte, Agrarprotektionismus)

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