Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Agrarprotektionismus

Form des staatlichen Agrarinterventionismus, welche die Agrarpreise künstlich verzerrt, mittels tarifären und nichttarifären Handelshemmnissen den Außenhandel mit Agrarprodukten manipuliert und dadurch ausländische Produzenten auf dem eigenen Markt wie auch auf Drittmärkten bewusst und politisch gewollt diskriminiert. Agrarprotektionismus ist häufig die Ursache internationaler Handelskonflikte.

Diese Schutzmaßnahme der Politik für die einheimische Landwirtschaft ist zumeist in Industrieländern anzutreffen, in denen der Inlandpreis über dem relevanten Weltmarktpreis liegt. Inländischen Landwirten wird mit dem Agrarprotektionismus ein Schutz gegenüber ausländischen Wettbewerbern ermöglicht. Der Schutz drückt sich in verschiedensten Maßnahmen und Reglementierungen aus, wie: Produktionsquoten, Mindestpreise, Zölle, Steuervorteile, kostenlose staatliche Beratung, Exportsubventionen und weitere. Dadurch ist ein internationaler Vergleich des Stützungsniveaus für die Landwirtschaft nur sehr schwierig und nur über die Verwendung von Indikatoren möglich. Die OECD verwendet hierfür die Darstellung in Form von Produzentensubventionsäquivalenten (PSE, producer subsidy equivalents).

Die im internationalen Vergleich hohe Agrarprotektion in der EU hat ihren Ursprung in der langen Tradition des Agrarschutzes in den meisten europäischen Ländern, die bis zum Ende des letzten Jahrhunderts zurückreicht (z.B. Bismarcks Getreidezölle). Zu jener Zeit waren die großen Grasländer in Nord- und Südamerika erschlossen worden, und konkurrenzlos billiges Getreide drängte auf den europäischen Markt. Dies führte zu einem Preisverfall, wodurch die europäischen Erzeuger unterstarken Druck gerieten und von ihren Regierungen Schutzmaßnahmen forderten. Die Reaktionen in einzelnen Ländern waren verschieden. Frankreich und Deutschland richteten einen Außenschutz durch Getreidezölle ein. Dadurch wurden zahlreiche kleinere, wettbewerbsschwache Betriebe in der Produktion gehalten, ein nötiger Strukturwandel gebremst. Großbritannien fühlte sich weiterhin dem Freihandel verpflichtet, sodass ein starker Anpassungsdruck auf den Landwirten lastete und ein rascher Strkturwandel mit der Bildung flächengroßer Betriebe sich einstellte. In den Niederlanden und in Dänemark erkannte man die Chance, mit Hilfe des billigen Importgetreides einen Ausbau der bodenunabhängigen Veredlungsproduktion vorzunehmen.
Kritik am Agrarprotektionismus gipfelt in der generellen Forderung nach einer Liberalisierung des internationalen Agrarhandels.

Mögliche Auswirkungen des Agrarprotektionismus:

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