Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

solidarische Landwirtschaft

Als Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi, auch: Gemeinschaftshof, Landwirtschaftsgemeinschaft, Versorgungsgemeinschaft, v. a. in der Schweiz regionale Vertragslandwirtschaft, engl. Community Supported Agriculture, CSA) wird eine innovative Form der Vertragslandwirtschaft bezeichnet, bei der eine Gruppe von Verbrauchern auf lokaler Ebene mit einem Partner-Landwirt kooperiert. Viele solidarische Landwirtschaften folgen ökologischen Anbaumethoden.

Nach gemeinsam festgelegten Grundsätzen teilen sie die Kosten sowie die Produkte aber auch die Verantwortung und die Risiken, die aus der landwirtschaftlichen Produktion entstehen. Von der engen Verbindung von Produktion und Konsum werden positive Effekte auf die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit agrarischer System erwartet.

Die Verbraucher geben eine Abnahmegarantie (für 6 Monate oder ein Jahr) für die Produktion des Landwirtes und erhalten im Gegenzug Einblick und Einfluss auf die Produktion. In einigen Fällen geben die Verbraucher dem Landwirt auch ein zinsgünstiges Darlehen, um zum Beispiel den Aufbau des Hofes oder die Umstellung auf ökologische Produktion zu ermöglichen. Diese Partnerschaft unterstützt eine lokale Produktion und eine lokale Ernährung.

Die Lebensmittel der Landwirtschaft werden dabei nicht mehr über den Markt vertrieben, sondern fließen ein in einen eigenen, von Teilnehmerseite mit organisierten und finanzierten, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf. Aufgrund des gemeinsamen Erfolgs und ebenfalls Risiko, erleben sowohl die ErzeugerInnen als auch die KonsumentInnen die vielfältigen Vorteile einer nicht-industriellen und marktunabhängigen Landwirtschaft.

Eine CSA kann – als Ergänzung der bestehenden Betriebszweige oder als umfassendes, neues Betriebskonzept – für bestimmte Betriebe einen Ausweg aus dem Dilemma des „Wachsen oder Weichen“ bieten. Insbesondere Betriebe, die im Einzugsgebiet von Universitäts- oder Großstädten angesiedelt sind, können das Interesse der urbanen Bevölkerung an der Lebensmittelproduktion nutzen und sich durch die Integration der gesellschaftlichen Ansprüche an die Landwirtschaft in die tägliche Praxis einen Nischenmarkt erschließen, der eine zahlungsbereite und -kräftige Zielgruppe anspricht.

Entstehung

Der Begriff der CSA wurde in den 1980er Jahren in den USA geprägt. In Europa hat das Konzept, das als „soziale Innovation“, zivilgesellschaftliche Nachhaltigkeitsinitiative und Teil des „new rural development“ gesehen wird, seinen Ursprung u.a. auf dem 1988 gegründeten Buschberghof in Deutschland. Mittlerweile haben sich CSA-Projekte – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß – in Ländern weltweit etabliert. Insbesondere in den vergangenen fünf Jahren konnte ein exponentieller Zuwachs der Zahl der CSA-Initiativen beobachtet werden, der als eine gesellschaftliche Antwort auf die von vielen Konsumenten wahrgenommenen ökologischen und sozialen Probleme der globalisierten Ernährungsbranche interpretiert wird.

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