Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Naturharz

Naturharz ist eine Sammelbezeichnung für von Pflanze oder Tieren abgesonderte zähe Flüssigkeit. Es basiert meist auf Ausscheidungen bestimmter Pflanzen, in der Regel Bäume, das nach Verletzung als meist klebrige Masse austritt, um die Wunde zu verschliessen. Naturharze sind eine Mischung verschiedener chemischer Substanzen. Die mengenmäßig vorherrschenden Verbindungen sind Harzsäuren, die zu den Carbonsäuren zählen.

Als tierischer Lieferant gilt vor allem die in Süd- und Südostasien beheimatete Lackschildlaus (Kerria laccifera), welche den Schellack liefert.

Historisch wurden Harze vielseitig verwendet, unter anderem in der Medizin, im Schiffbau und in der Malerei als Bindemittel und Firnis. Heute werden Naturharze, vor allem in der Industrie, weitestgehend durch Kunstharze ersetzt.

Das Weichharz (Gummi) von Laubbäumen hingegen klebt und riecht kaum, lässt sich nicht schmelzen, sondern verkohlt beim Erhitzen. Getrocknet und zermahlen ist es wasserlöslich. Je nach Wassergehalt ist die Konsistenz gallertartig bis zähflüssig wie Honig. Seine physikalischen Eigenschaften lassen sich am besten mit Gelatine vergleichen. Es gibt heute außer dem Konsumieren von Ahornsirup und Birkensirup praktisch keine Anwendungsmöglichkeiten für Harz von Laubbäumen. Zwar wäre es denkbar, es als wasserlösliches Bindemittel zu verwenden, jedoch gibt es viele andere Stoffe mit ähnlichen Eigenschaften, die wesentlich billiger zu gewinnen sind.

In der europäischen Ölmalerei spielten Harze sowohl von Nadelbäumen (Terpentine) als auch die von Laubbäumen (Dammar, Gummi arabicum, Mastix) eine große Rolle. Sie dienten seit dem 15. Jahrhundert in Kombination mit anderen Substanzen als Bindemittel der Farbpigmente. Die Qualität der Öl-Harz-Farben hatte mehrere Vorteile gegenüber den davor üblichen Malfarben, vor allem ermöglichte sie aufgrund besserer Mischbarkeit einen größeren Nuancenreichtum durch weichere Farbübergänge. Die Temperamalerei, deren Bindemittel Emulsionen sind, und die noch frühere Wachsmalerei wurden somit verdrängt.

In Griechenland wird das Harz der Aleppo-Kiefer zum Wein gegeben, was ihm ein besonderes Aroma verleiht. Dieser Wein wird Retsina genannt.

Das wohl bekannteste natürliche Harz ist Balsamharz (Kolophonium), das vorwiegend aus Kiefern und Fichten gewonnen wird und in vielen Produkten des täglichen Lebens Verwendung findet, z.B. als Klebstoff für Heftpflaster oder in Kaugummi und zur Behandlung der Bogenhaare bei Streichinstrumenten.

Gewinnung

Die systematische Gewinnung von Baumharz (auch „Pech“ genannt) geschieht durch das Harzen (Pecherei). Dabei werden künstliche Verletzungen durch Anritzen der Rinde herbeigeführt und das austretende Harz in einem Behälter gesammelt. Verwendete Bäume sind unter anderem Kiefer, Lärche und der Sandarakbaum.

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