Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

landwirtschaftliche Wildhaltung

Junger Betriebszweig der Landwirtschaft, bei dem vor allem Damwild, aber auch Rotwild und artverwandte Hirscharten wie Sika, Wapiti oder Dybowski sowie Muffelwild zur Gewinnung von Wildbret und teilweise auch Basthaut in Gehegen gehalten werden. Als arbeitsextensiver Betriebszweig ist die Gehegewildhaltung besonders für Zu- und Nebenerwerbslandwirte zur Nutzung von schwer bewirtschaftbarem Grünland oder Restgrünland interessant. Die in Gattern gehaltenen Wildarten sind keine landwirtschaftlichen Nutztiere.

In Deutschland gibt es etwa 6.000 landwirtschaftliche Gehege, in denen ungefähr 60.000 Tiere pro Jahr aufgezogen werden. Die Daten beruhen auf Schätzungen, denn die landwirtschaftliche Wildhaltung wird in amtlichen Statistiken nicht erfasst. Der geschätzte Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen an Wildfleisch liegt bei ungefähr einem Kilogramm im Jahr. Zum Vergleich: der geschätzte Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch lag 2017 bei 87,7 Kilogramm.

Dieser äußerst geringe Anteil ist insofern überraschend, dass die landwirtschaftliche Wildhaltung vielen Erwartungen gerecht wird, die Verbraucherinnen und Verbraucher an die Tierhaltung haben. Die Tiere werden in kleinen Beständen mit viel Auslauf im Freien gehalten, es entstehen kaum Umweltbelastungen und auch weite Transportwege entfallen. Vor allem in Bayern wuchs die landwirtschaftliche Wildhaltung in den vergangenen Jahrzehnten recht beachtlich. Mehr als 40 Prozent der deutschen Gehege befinden sich im Freistaat.

Die landwirtschaftliche Wildhaltung umfasst in der Regel sowohl die kontrollierte Aufzucht und Haltung des Wildes als auch die Vermarktung des Fleisches beziehungsweise der weiterverarbeiteten Produkte.

In Neuseeland hat dieser Wirtschaftszweig eine besonders große wirtschaftliche Bedeutung: Neben Fleisch, das überwiegend nach Westeuropa exportiert wird, wird auch Bast für den Absatz auf asiatischen Märkten gewonnen.

(s. a. game ranching)

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