Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Landsysteme

Bezeichnung für die terrestrischen Teile der Biosphäre, der die natürlichen Ressourcen (Boden, oberflächennahe Luft, Vegetation und andere Lebewesen sowie Wasser), die ökologischen Prozesse, Topographie sowie menschliche Siedlungen und Infrastruktur umfasst,
die innerhalb dieses Systems relevant sind.

Der Begriff ist eine deutsche Entsprechung des englischen Begriffes 'land' in den neueren englischsprachigen IPCC-Berichten.

Menschen, Landsysteme und Klima in einer wärmer werdenden Welt

  1. Landsysteme bilden die Hauptgrundlage für die Existenz und das Wohlergehen von Menschen, einschließlich der Bereitstellung von Nahrung, Trinkwasser und vielen weiteren Ökosystemleistungen, sowie die biologische Vielfalt. Die Nutzung durch den Menschen beeinflusst über 70 % (wahrscheinlicher Bereich 69–76 %) der globalen, eisfreien Landoberfläche (hohes Vertrauen). Landsysteme spielen auch eine wichtige Rolle im Klimasystem.
  2. Seit der vorindustriellen Zeit ist die Lufttemperatur über der Landoberfläche beinahe doppelt so stark angestiegen wie die globale Durchschnittstemperatur. Der Klimawandel, einschließlich von Zunahmen in der Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen, hat sowohl negative Folgen für die Ernährungssicherheit und terrestrische Ökosysteme gehabt als auch zu Desertifikation und Landdegradierung in vielen Regionen beigetragen.
  3. Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Landnutzung (Agriculture, Forestry and other Land Use, AFOLU) waren im Zeitraum 2007–2016 für rund 13 % der CO2‐, 44 % der Methan- (CH4) und 82 % der Lachgasemissionen (N2O) aus menschlichen Aktivitäten weltweit verantwortlich, was 23 % (12,0 ± 3,0 Gt CO2Äq pro Jahr) der gesamten anthropogenen Netto-Treibhausgasemissionen ausmacht. Die natürliche Reaktion von Ökosystemen auf menschengemachte Umweltveränderungen führte im Zeitraum 2007–2016 zu einer Nettosenke von rund 11,2 Gt CO2 pro Jahr (entspricht 29 % der gesamten CO2‐Emissionen); die Beständigkeit der Senke ist aufgrund des Klimawandels unsicher. Wenn man die Emissionen im Zusammenhang mit den Prozessen vor‐ und nach der Produktion im globalen Ernährungssystem mit berücksichtigt, werden die Emissionen auf 21-37 % der gesamten anthropogenen Netto‐Treibhausgasemissionen geschätzt.
  4. Änderungen der Bedingungen in Landsystemen, sei es durch Landnutzung oder Klimawandel, wirken sich auf das globale und das regionales Klima aus. Auf regionaler Ebene können veränderte Bedingungen in Landsystemen die Erwärmung verringern oder verstärken und die Intensität, Häufigkeit und Dauer von Extremereignissen beeinflussen. Das Ausmaß und die Richtung dieser Veränderungen unterscheiden sich je nach Standort und Jahreszeit.
  5. Der Klimawandel erzeugt zusätzliche Belastungen für Landsysteme, was bestehende Risiken für Lebensgrundlagen, die biologische Vielfalt, die Gesundheit von Mensch und Ökosystemen, Infrastruktur und Ernährungssysteme verschärft. Zunehmende Folgen für Landsysteme werden in allen zukünftigen Treibhausgasemissionsszenarien projiziert. Manche Regionen werden mit höheren Risiken konfrontiert sein, während manche Regionen mit Risiken konfrontiert sein werden, die bisher nicht erwartet worden waren. Kaskadenartige Risiken mit Folgen für mehrere Systeme und Sektoren zeigen ebenfalls regionale Unterschiede.
  6. Das Risikoniveau aufgrund des Klimawandels hängt sowohl vom Grad der Erwärmung als auch von der Entwicklung von Bevölkerungs‐, Konsum‐, Produktions‐, technologischen Entwicklungsund von Landmanagementmustern ab. Entwicklungspfade mit höherem Bedarf an Nahrung, Futtermitteln und Wasser, ressourcenintensiverem Konsum und ebensolcher Produktion sowie mit geringeren technologischen Verbesserungen der landwirtschaftlichen Erträge führen zu höheren Risiken durch Wasserknappheit in Trockengebieten, Landdegradierung und Ernährungsunsicherheit.
Pfeil nach linksLandsorteHausIndexLandtechnikPfeil nach rechts