Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Landesausbau

Bezeichnung für die systematische Inwertsetzung bis dahin siedlungsleerer oder siedlungsarmer Räume zu vorindustrieller Zeit innerhalb bereits besiedelter Gebiete oder Länder durch Feudalherren. Es handelt sich um europaweite Prozesse seit dem Mittelalter. Mittels Rodung und Urbarmachung wurden die landwirtschaftlichen Nutzflächen erweitert und Siedlungsraum für die Anlage neuer Städte und Dörfer geschaffen. Dieser Landesausbau führte zu einer großräumigen Veränderung der Natur- und Kulturlandschaft. und er wirkte sich nachhaltig auf die Wirtschafts- und Sozialstrukturen sowie auf die politisch-herrschaftlichen Verhältnisse aus.

Synonym werden die Begriffe Binnenkolonisation und innere Kolonisation verwendet. Mitunter geht die innere Kolonisation (der Landesausbau) mit einer äußeren Siedlungsbewegung einher, wie es etwa während der Zeit der deutschen Ostsiedlung im Hochmittelalter der Fall war. Diese Form der Kolonisation ist vom neuzeitlichen Kolonialismus zu unterscheiden.

Auch in der frühen Neuzeit kam es in Deutschland zu einem Landesausbau, etwa unter Friedrich dem Großen in Preußen. In dieser Zeit sprach man in diesem Zusammenhang auch oft von Peuplierung.

Moorkolonisation bezeichnet die Urbarmachung und Ansiedlung von Menschen in Moorgebieten. Auch die Landgewinnung dient vielfach der Schaffung von Siedlungsflächen.

Ein weiteres Beispiel ist die Binnenkolonisation des weitgehend siedlungsfreien Raumes in der heutigen Region Aquitanien, die mit dem Sieg der französischen Krone am Ende des Hundertjährigen Krieges 1453 an Frankreich fiel. Dieser Prozess vollzog sich in der zweiten Phase des europäischen Landesausbaus ab dem 10. Jahrhundert.

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