Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Einzelhof

Darunter wird weltweit ein von anderen Einzel- und Gruppensiedlungen abgesondert gelegener landwirtschaftlicher Betrieb verstanden. Er besteht aus dem Grundstück und den darauf gelegenen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden mit Stallungen, Scheunen, Schuppen u.ä.

In Europa war und ist der Einzelhof als Siedlungstyp in vielen Teilen verbreitet und wird oft synonym zu Einzelsiedlung verwendet. In anderen Sprachen werden Einzelhöfe "ferme isolée" (frz.), "isolated" bzw. "single farm" (engl.), "enkeltgård" (dän.), "einbölt tun" (norw.), "ensamgård" (schwed.) und "casa sparsa" (ital.) genannt. Im Süden des deutschen Sprachraums wird der Einzelhof auch als Einödhof (von ahd. einoti = Einsamkeit) bezeichnet.

Der Begriff Einzelhof beinhaltet keine Aussage zur Lage und Form der landwirtschaftlichen Besitzflächen. In Mittel-, West- und Nordeuropa ist mit dem Einzelhof gewöhnlich eine geschlossene Wirtschaftsfläche (Einödflur) verbunden. Sie ist aus betriebswirtschaftlichen und topographischen Gründen oft in mehrere, zumeist größere, blockförmige Wirtschaftsparzellen gegliedert. Im Mittelmeerraum findet sich häufig trotz Einzelsiedlung eine Gemengelage des Besitzes.

Typische Einzelhofgebiete und Streusiedlungsgebiete (Einzelhöfe in Mischung mit kleinen Hofgruppen) in Mitteleuropa sind das Allgäu, Teile des mittleren Schwarzwalds, Teile Westfalens und der nordwestdeutschen Marschen.

Ältere Theorien erklärten das Auftreten von Einzelhöfen mit ethnischen Gründen. Als entscheidende Faktoren werden seit einiger Zeit Einwirkungen der Obrigkeit, Wirtschaftsform, Betriebsform, Viehhaltungssystem sowie Besitz- und Nutzungsrechte angesehen.

Im Gegensatz zur Alten Welt sind Einzelhofgebiete in vielen Teilen der Neuen Welt - besonders im Gefolge der europäischen Kolonisation - vorherrschend.

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