Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

agrarökologischer Sonderstandort

Agrarwirtschaftliche Bezeichnung für Flächen, die für eine normale landwirtschaftliche Nutzung entweder zu steil, zu trocken, zu feucht, zu nährstoffarm oder zu steinig sind. Der Begriff beinhaltet eine Bewertung der Ökofaktoren aus landwirtschaftlicher Sicht. Diese Bewertung kann sich mit dem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und agrartechnischen Wandel verändern, auch wenn die Ökofaktoren am Standort unverändert bleiben.

Die Entstehung solcher extensiv genutzter Landschaftselemente ergibt sich in der Regel aus dem Dualismus besonderer landschaftsökologischer Bedingungen einerseits und den entsprechenden anthropogenen Einflüssen (landwirtschaftliche Tätigkeit) andererseits. Agrarökologische Sonderstandorte umfassen nicht nur agrarmorphologische Formen (Stufenraine, Lesesteinakkumulationen, etc.), sondern auch Elemente, die aus hydrologischen, pedologischen oder nutzungsbedingten Gründen agrarökologische Sonderstandorte bilden. Auch zählen die Ränder von Bewirtschaftungsflächen zu dieser Kategorie, bei denen gleichfalls die Nutzungsintensität geringer ist, weil man diese Flächen beispielsweise zum Wenden von landwirtschaftlichen Maschinen benötigt.

Je nach den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellen agrarökologische Sonderstandorte Grenzertragsflächen dar, auf denen noch eine extensive Landnutzung stattfindet. An Hängen, die beispielsweise für einen Getreideanbau zu steil sind, kann immer noch eine Beweidung stattfinden oder – wenn die übrigen Standortfaktoren günstig sind – auch Weinbau betrieben werden.

Agrarökologische Sonderstandorte spielen heute bei der Erhaltung der Biodiversität eine Rolle. Sie werden heute häufig im sogenannten Vertragsnaturschutz gepflegt, um ihre Verbuschung zu verhindern und hier Lebensraum für gefährdete Arten anzubieten.

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