Steppenumlagewirtschaft
Steppenumlagewirtschaft war ein historisches Landnutzungssystem, das vor allem in Steppengebieten und anderen Regionen mit extensiver Landwirtschaft praktiziert wurde. Dieses System spielte eine wichtige Rolle in der Agrargeschichte verschiedener Regionen.
Begrenzte natürliche Nahrungsvorräte und begrenzter Aktionsradius von Mensch und Tier, Grenzen der Extension, zwangen Menschengruppen früher oder später zu exploitierenden Wirtschaftsformen überzugehen. Die Stufe des Hackbaues, später des Pflugbaues, wird erreicht. Zum Ernteaufwand treten Urbarmachungs-, Anbau und Pflegeaufwand hinzu. Aus bloßem Sammeln von Wildfrüchten wird nun Landbau. Erst jetzt kann man daher von Bauern sprechen, d.h. erst seit etwa 10.000 Jahren.
Da die schon praktizierte extensive Weidewirtschaft nur eine geringe ernährungswirtschaftliche Tragfähigkeit besitzt, muss eine wachsende Bevölkerung früher oder später zur Aufnahme von etwas Ackerbau übergehen. Das geschieht zunächst in Form der Steppen- Umlagewirtschaft. Ebenso wie am Anfang der Nutztierhaltung das Wanderhirtentum steht, beginnt also auch die Nutzpflanzenproduktion als Wanderackerbau. Der Grund dafür liegt darin, dass die Erträge von Hirse, Gerste usw. bei mangelnder Bodenbearbeitung, fehlender Mineraldüngung und großen Krankheits- und Schädlingsverlusten schon nach wenigen Jahren stark nachlassen, während der Arbeitsaufwand durch Verunkrautung, Bodenstrukturschäden usw. steigt. Das Kosten/Leistungsverhältnis wird immer ungünstiger, so dass es ökonomisch sinnvoll ist, nach zwei bis vier Jahren das kleine Ackerstück auf eine andere Naturweidefläche zu verlegen.
Hauptmerkmale der Steppenumlagewirtschaft
- Periodische Umlage: Die Anbauflächen werden innerhalb der Steppenvegetation periodisch verlagert.
- Wechsel von Anbau und Brache: Die Steppenumlagewirtschaft zeichnete sich durch einen regelmäßigen Wechsel zwischen Ackerbau und mehrjähriger Brache aus. Typischerweise wurde ein Feld für einige Jahre bebaut und dann für einen längeren Zeitraum brachliegen gelassen, um sich zu regenerieren.
- Extensive Nutzung: Diese Form der Landwirtschaft war besonders in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte und großen verfügbaren Landflächen verbreitet. Sie ermöglichte eine extensive Nutzung des Bodens ohne intensive Düngung oder andere aufwendige Maßnahmen zur Bodenverbesserung.
- Anpassung an Umweltbedingungen: Die Steppenumlagewirtschaft war eine Anpassung an die spezifischen Umweltbedingungen in Steppengebieten, wie begrenzte Niederschläge und nährstoffarme Böden. Durch die lange Brachezeit konnten sich die Böden natürlich regenerieren.
- Bodenausbeutende Wirtschaftsform: Steppenumlagewirtschaft wird als eine Form der Bodenausbeutung betrachtet, ähnlich wie Moorbrandwirtschaft oder Waldbrandwirtschaft.
- Mögliche erste Kulturpflanze: Es wird vermutet, dass Hirse eine der ersten Kulturpflanzen in diesem System gewesen sein könnte.
- Historische Bedeutung: Die Steppenumlagewirtschaft war ein wichtiger Bestandteil der Agrargeschichte in verschiedenen Teilen der Welt, insbesondere in Osteuropa, Zentralasien und Teilen Nordamerikas. Sie ermöglichte die landwirtschaftliche Nutzung von Gebieten, die für intensivere Formen des Ackerbaus nicht geeignet waren.
- Entwicklung und Wandel: Die Steppenumlagewirtschaft ist ein Beispiel für frühe landwirtschaftliche Praktiken, die sich an spezifische Ökosysteme anpassten. Sie zeigt, wie Menschen in verschiedenen Regionen unterschiedliche Methoden entwickelten, um Nahrung zu produzieren, basierend auf den vorhandenen natürlichen Ressourcen und Umweltbedingungen. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Form der Landwirtschaft, wie viele andere frühe Anbaumethoden, auf einer extensiven Nutzung des Landes beruhte und bei zunehmender Bevölkerungsdichte an ihre Grenzen stieß. Dies führte im Laufe der Zeit zur Entwicklung intensiverer Formen der Landwirtschaft.