Rentenkapitalismus
Wirtschafts- und Sozialsystem, das im Orient spätestens 2.000 v. Chr. entstand und sich in vielen Entwicklungsländern in mehr oder weniger charakteristischer Form bis heute erhalten hat.
Typische Merkmale des Rentenkapitalismus:
- Es existiert eine kleine elitäre, gewöhnlich stadtsässige Oberschicht
- Die Oberschicht kapselt sich nach unten ab, daher vertikale Mobilität kaum möglich
- Die Oberschicht hat die Verfügbarkeit über den Boden und alle übrigen Produktionsmittel, die sie an die große Masse abhängiger Bauern vergibt
- Die Bauern müssen als Gegenleistung jährliche Ertragsanteile von der Ernte (Renten) abliefern
- Verschuldungsmechanismen und die Bindung der Bauern an den Boden verstärken die Abhängigkeit von der Oberschicht
- Die Oberschicht verwendet die Renten primär für die Erweiterung der Macht und Repräsentation, sie hat kaum Interessen an produktiven Investitionen in die Landwirtschaft
- Die Bauern sind wegen der hohen Abgaben (¼ bis ¾ der Ernten) ebensowenig an Investitionen interessiert
- Das ständige Abschöpfen der Erträge ohne produktive Investitionen führt zum Raubbau an den Produktionsfaktoren und zur Stagnation der Produktion
- Die Entwicklung des älteren Städtewesens ist untrennbar mit dem Rentenkapitalismus verbunden
Die Eigentumsverhältnisse weisen die rentenkapitalistisch orientierten Verpächter als Groß(grund)eigentümer aus. Da ihre Lebensform keine Beziehung zum Agrarsektor erkennen läßt, sind sie nicht als Großagrarier oder Großgrundbesitzer zu bezeichnen, da diese Begriffe eine mitverantwortliche Leitung bei der Landnutzung beinhalten. Der Rentenkapitalismus ist in einigen Entwicklungsländern auf revolutionärem oder evolutionärem Wege beseitigt, besteht aber in anderen noch. Für eine soziale und wirtschaftliche Weiterentwicklung stellt er ein schweres Hindernis dar.