Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Periglazialraum

Syn. Periglazialbereich, Periglazialzone; Bezeichnung für einen Raum, der geprägt ist durch Klima- und Ökosystembedingungen, Prozesse und Landformen, die mit kalten, nicht glazialen Räumen verbunden sind. Periglazialgebiete sind saisonal schneefrei. Voraussetzung für viele periglaziale Prozesse ist das Vorhandensein von Bodenfrost bzw. Permafrost, sowie Frostverwitterung. Der Name ist ein Kompositum aus gr. peri, „um, herum“ und lat. glacies, „Eis“.

Periglaziale Phänomene gibt es in Polar- und Subpolargebieten, sowie in Hochgebirgen, und sie sind durch ein ausgeprägtes Jahreszeitenklima, mittlere Jahrestemperaturen unter 0 °C und oft durch häufige Frost-Tau-Zyklen gekennzeichnet. In tropischen Gebirgen können Periglazialgebiete mit Tageszeitenklima verbreitet sein. Gebiete mit periglazialen Landschaften liegen überwiegend im kontinentalen Tundrenklima. Landschaften, die in der geologischen Vergangenheit periglazial geprägt wurden, werden paraglazial genannt.

Da sich kein einzelnes Phänomen zur allgemeinen Abgrenzung der periglazialen Zone eignet, gibt es verschiedene Abgrenzungs- und Definitionskriterien. Beim polaren und subpolaren Periglazial verwendet man zur äquatorwärtigen Abgrenzung zumeist das Auftreten von Permafrost, in den Hochgebirgen die Untergrenze der Solifluktion. Letztere gilt als wichtigster periglazialer Prozess.

Die Frostwirkung in Periglazialgebieten muss dabei eine so starke Intensität besitzen, dass sie in der Landschaft nachweisbar ist. Entsprechend sind sie morphologisch durch eine starke Frostbodendynamik, intensive Abspülung und intensive fluviale Prozesse gekennzeichnet. Auch äolische Prozesse sind verstärkt wirksam, da Periglazialgebiete oft vegetationsfrei sind. Als Indikatoren gelten z.B. Frostmusterböden, amorphe Decken aus Solifluktionsschutt, Permafrost, Gelifluktion, Kryoturbation und Eiskeile. Periglazialgebiete sind nicht mit Permafrostgebieten gleichzusetzen, da viele periglaziale Prozesse auch ohne die Anwesenheit von Permafrost ablaufen.

Man unterscheidet rezente und fossile Periglazialgebiete. Viele fossile Periglazialgebiete besitzen aufgrund des nacheiszeitlich wärmeren Klimas sowie der langen Zeitspanne, die für Prozesse der Morphodynamik und der Bodenentwicklung zur Verfügung stand, gute Voraussetzungen für eine landwirtschaftliche Nutzung, die den rezenten Periglazialräumen nicht zur Verfügung stehen.

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