Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Lavendel

Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) oder kurz Lavendel genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lavendel (Lavandula) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Sie findet hauptsächlich Verwendung als Zierpflanze oder zur Gewinnung von Duftstoffen, zudem wird der Echte Lavendel als Heilpflanze genutzt.

Der Echte Lavendel ist ein aromatischer, kleiner Strauch, auch Zwergstrauch genannt, der Wuchshöhen bis 100 bis 150, selten bis 200 Zentimetern erreicht. Die oberirdischen Pflanzenteile sind graufilzig behaart. Die Zweige sind aufsteigend, aufrecht und stark verzweigt, steif aufrecht und unverzweigt oder sie tragen Kurztriebe.

Vorkommen

Die Heimat des Echten Lavendels sind ursprünglich die Küstenregionen des Mittelmeerraums. Die meisten ursprünglichen Populationen gibt es großflächig im östlichen Spanien, sonst sind Fundorte nur aus der Südostecke Frankreichs und in angrenzenden Gebieten in Italien sowie ein italienischer Fundort in der Nähe von Bologna bekannt. Es gibt weitere Berichte aus mehreren französischen Departments. Die ursprünglichen Bestände befinden sich in Bergregionen, die für eine landwirtschaftliche Nutzung nicht geeignet sind.

Benediktiner-Mönche führten den Echten Lavendel nördlich der Alpen ein. Der Echte Lavendel gehört zu denjenigen Arten, die als winterhart gelten und daher im Freien den in Mitteleuropa üblichen Winter auch dann gut überstehen, wenn sie keinen besonderen Standort haben, nicht besonders auf den Winter vorbereitet wurden und nicht eigens vor dessen Einwirkung geschützt werden. Eingebürgert ist er bei Jena, Rudolstadt und Bad Blankenburg. Um 1800 existierte bei Laubenheim zwischen Bingen und Bad Kreuznach auf dem sogenannten Lavendelberg ein größerer Bestand. Dieser Lavendelberg wurde jedoch um 1840 umgenutzt, die Wurzelstöcke wurden herausgerissen und als Brennholz verwendet. Danach wurde die Fläche in einen Weinberg umgewandelt, so wie es auch auf dem Mont Vully nahe Murten in der Schweiz geschah. Allgemein ist der Echte Lavendel in Mitteleuropa nur in Parks und Gärten angepflanzt und verwildert selten daraus. 2016 wird in Deutschland ein bescheidener Lavendelanbau in der Nähe von Detmold betrieben.

Anbau

Lavendel ist die charakteristische Pflanze der Hoch-Provence; die großen Lavendelfelder sind ein touristisches Ziel. Die dortige Lavendel-Anbaufläche hat sich von 2002 bis 2012 etwa halbiert. Als Ursachen gelten Schädlinge und einige Kälteperioden mit wenig Schnee (Schnee schützt den Lavendel vor strengem Frost), zum Beispiel die Kältewelle 2012 und das Sturmtief Daisy im Januar 2010.

Häufiger noch als der Echte Lavendel wird in der Provence der weniger edle Lavandin (Lavandula ×intermedia) angebaut, eine natürliche Hybride von Echtem Lavendel und Speik-Lavendel (Lavandula latifolia). Diese ist sehr häufig die Basis für preiswerte Essenzen, Waschpulver und Öle. Deren Duft ist jedoch schwächer als der von Produkten aus Echtem Lavendel. Je kälter die Gegend, desto geruchsärmer der Lavendel.

Nutzung

Aus den Blütenständen mit Stängel wird Lavendelöl hergestellt. Dies erfolgt durch Schleppdestillation bzw. Wasserdampfdestillation. Um gehaltvolles Ausgangsmaterial zu bekommen, wird am frühen Morgen geerntet oder kurz nach Regen, wenn die Blüten wieder abgetrocknet sind. Aus Lavandula angustifolia werden „Lavendel fein“ und „Lavendel extra“ gewonnen. Als Destillationsgrundlage für „Lavendel extra“ dient wilder Berglavendel, der in einer Höhenlage bis zu 1800 Metern wächst und durch Wildsammlung geerntet wird. „Lavendel Mont Blanc“ oder „Barreme“ sind Handelsbezeichnungen, denen ein standardisierter Esteranteil zugrunde liegt.

In der Imkerei ist der Lavendel aufgrund des hohen Zuckergehalts seines Nektars (21–48 %) und seines hohen Zuckerwerts (bis zu 0,26 mg Zucker/Tag je Blüte) eine geschätzte Nebentracht.

Junge Blätter und weiche Triebe eignen sich zum Verfeinern von Gerichten wie Eintopf, Fisch, Geflügel, Lammfleisch und in Soßen und Suppen, in kleineren Mengen auch an Salaten. Besonders in der französischen, italienischen und spanischen Küche wird Lavendel oft verwendet. In der Avantgardeküche wird es auch in Desserts eingesetzt, z. B. in weißer Schokoladenmousse oder in Aprikosensorbet. Das Aroma ist dem des Rosmarins ähnlich und bitter bis würzig. Lavendel zählt zwar nicht zu den Standardbestandteilen der Gewürzmischung Herbes de Provence, ist aber häufig in dieser enthalten. Das getrocknete und luftdicht und lichtgeschützt verpackte Gewürz hält sich 6 bis 9 Monate.

Lavendel ist eine in der Parfümerie geschätzte Pflanzengattung. Dies gilt vor allem für den Echten Lavendel (Lavandula angustifolia).

Lavendel wird heute vor allem in der Aromakologie eingesetzt. .Wissenschaftliche Untersuchungen unterstreichen die beruhigende und entspannende Wirkung von Echtem Lavendel und Lavendelöl. Außerdem wirkt Lavendel entkrampfend, wundheilend, leicht antidepressiv, schmerzlindernd, entzündungshemmend und desinfizierend. Lavendel ist in verschiedenen Arzneizubereitungen erhältlich. Für den innerlichen Gebrauch wird Lavendel als Tee, homöopathisches Einzel- oder Komplexmittel und als Bestandteil von Tropfen, Tinkturen oder Wein angeboten. Die äußerlichen Anwendungen - zum Beispiel als Bad,

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