Landschaftswandel
Natürlich oder anthropogen bedingte qualitative Umschläge, d.h. unvermittelte starke Veränderungen von Landschaften, die von grundsätzlichen Struktur-, Gleichgewichts- und Haushaltsveränderungen begleitet sind.
Beim natürlichen Landschaftswandel sind zu unterscheiden langfristig andauernde Vorgänge (z.B. Meerestransgressionen, Gebirgsbildungen) von kurzzeitig ablaufenden Vorgängen (z.B. Vulkanausbrüche, Erdrutsche, Heuschreckenzüge).
Der anthropogene Landschaftswandel in Mitteleuropa kann in vier Etappen untergliedert werden:
- Die Etappe der agrarischen Landnahme, einsetzend in der Jungsteinzeit (u.a. erste größere Rodungen)
- Die Etappe des komplexen Landesausbaus der Feudalzeit (u.a. letzte große Rodungen, wesentliche Siedlungs- und Verkehrsstrukturen, starke Eingriffe in Gewässernetz und Wasserhaushalt)
- Das industrielle Zeitalter (u.a. markante Agglomerations- und Exploitationsgebiete bei vergleichsweise weniger intensiven Eingriffen in Agrar- und Waldland, partielle Umweltbelastungen)
- Das wissenschaftlich-technische Zeitalter (u.a. Erhöhung des anthropogen gesteuerten Stoff- und Energiedurchsatzes und des Abbauproduktausstoßes; sich potenzierende Umweltproblematik, mit regionaler, z.T. zonaler bis globaler Bedeutung)
Der Entwicklungsgang des anthropogenen Landschaftswandels zeigt eine zeitliche Beschleunigung in fast logarithmischer Größenordnung (ca. 6.000 - 1.000 - 100 - 40 Jahre), wobei die Einflußnahmen von zunehmender Vielartigkeit sind. Damit können sich gegenwärtig kaum mehr Gleichgewichtszustände einpegeln, und die Umweltbeeinträchtigungen werden zunehmend unüberschaubarer.
Als wichtige konzeptionelle Gegenmaßnahmen gelten Umweltverträglichkeitsprüfungen, fundierte Landschaftsplanungen und ein angepasstes Landschaftsmonitoring.
Weitere Informationen:
- Landschaft (ARL 2018)
- Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration (WBGU 2020)