Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Landmanagement

Landmanagement stellt einen Ansatz dar, Landnutzungsansprüche und daraus resultierende Konkurrenzen und Konflikte um Land, in einer Gesamtperspektive zu betrachten und damit bisher getrennt behandelte Themenbereiche der Landnutzung, insbesondere Siedlungs- und Verkehrswesen mit Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, zusammenzuführen. Mit Bezug auf bisher sektoral geprägte Diskussions- und Handlungsstränge entwickelt Verbundforschung zum Nachhaltigen Landmanagement Ansätze, die sich mit der Komplexität der bestimmenden Steuerungsinstrumente und der Generierung von Systemlösungen auseinandersetzen.

Das IPCC (2019) definiert Nachhaltiges Landmanagement als die "Verwaltung und Nutzung von Landressourcen einschließlich Böden, Wasser, Tieren und Pfanzen, um wechselnde menschliche Bedürfnisse zu decken und gleichzeitig das langfristige produktive Potenzial dieser Ressourcen sowie die Erhaltung ihrer ökologischen Funktionen zu bewahren".

Mit der Vielfalt menschlicher Nutzungsansprüche geht eine intensive Beanspruchung von Land und natürlichen Ressourcen, verstanden im Sinne komplexer Mensch-Umwelt-Interaktionen, einher. Resultierende Änderungen der Landbedeckung und der Verteilung der Landnutzungsarten rufen jedoch regionale Nutzungskonflikte hervor, die sowohl innerhalb einer Landnutzungsart als auch zwischen verschiedenen Landnutzungsarten auftreten. Beispiele für solche Konfliktkonstellationen bestehen z.B. in der auch unter dem Begriff „Tank oder Teller“ geführten Kontroverse um die Nutzung von Ackerfläche für den Anbau von Nahrungsmitteln oder von Pflanzen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Ebenso gehören die Flächeninanspruchnahme durch neue Siedlungsgebiete (‚Versiegelung‘, siehe auch Flächenmanagement) einerseits oder landwirtschaftliche Nutzung andererseits zu häufigen Konfliktsituationen der Landnutzung.

Gründe für eine Intensivierung dieser Konfliktkonstellationen liegen in einer Vielzahl von Treibern, die Landnutzungswandel auslösen und aufeinander einwirken: Dazu zählen der Klimawandel mit den damit einhergehenden veränderten Anbaubedingungen ebenso wie die aus Urbanisierungsprozessen resultierende Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke. Damit im Zusammenhang wiederum stehen die mit dem demographischen Wandel verbundenen Wanderungsbewegungen sowie der steigende Nahrungsmittel- und Energiebedarf einer wachsenden Weltbevölkerung. Zudem führen diese Entwicklungen auch zu intensiveren und zugleich komplexer werdenden Wechselwirkungen zwischen städtisch und ländlich geprägten Räumen.

Gleichzeitig steht der Umgang mit der Ressource Land veränderten politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gegenüber, die in der Prominenz des Nachhaltigkeitsdiskurses, einem entsprechenden gesellschaftlichen Wertewandel, aber zunehmend auch in politischen Prioritätensetzungen begründet liegen. Dazu zählen verschiedene sektorale Diskurse unterschiedlicher Themenbereiche sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene, vor allem die Klima- und Energiepolitik mit dem Paradigmenwechsel zu erneuerbaren Energieträgern, die Agrarpolitik mit dem ‚Greening‘ als zentralem Element, die Politik zur Biodiversität sowie die Wasserpolitik.

In diesen Nutzungskonflikten und Treibern des Landnutzungswandels liegt die Entwicklung des seit einigen Jahren aus Perspektive der Nachhaltigkeit geführten Diskurses zum Thema „Landmanagement“ begründet.

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