Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Kolumbus-Effekt

Auch Columbian Exchange (engl. für Kolumbianischer Austausch); der Begriff bezeichnet den umfangreichen und gegenseitigen Transfer von Pflanzen, Tieren, Kulturelementen, Menschen, Technologien und von Wissen zwischen der Neuen Welt (Nord- und Südamerika) und der Alten Welt, der sich im 15. und 16. Jahrhundert im Gefolge der Entdeckungsfahrt von Christoph Kolumbus (1492) und der europäischen Kolonisierung vollzog. Invasive Arten und ansteckende Krankheiten waren Nebenprodukte dieses Austausches.

Im Unterschied zu der lange Zeit in Anspruch nehmenden Revolution des Nahrungssystems im Neolithikum erfolgten die Veränderungen, die ein wichtiger Teil des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit waren, sehr rasch.

The Columbian Exchange
The Columbian Exchange

Quelle: MTViewMirror

Auswirkungen

Der Begriff "Columbian exchange" wurde 1972 von dem amerikanischen Historiker Alfred W. Crosby in seinem umwelthistorischen Werk The Columbian Exchange eingeführt und wurde inzwischen von anderen Historikern und Journalisten übernommen und zum Teil modifiziert.

Die hierdurch ins Bewusstsein gerückten Vorgänge bilden eine wichtige Grundlage für vielfältige, teils revolutionäre historische Entwicklungen der Neuzeit, die sich auch im sozialen, wirtschaftlichen und politischen Kontext der Weltgeschichte seit Anfang des 16. Jahrhunderts niederschlugen.

Durch die nach der Entdeckung Amerikas folgenden Entdeckungs- und Handelsreisen kam es zum Aufbau von transkontinentalen Beziehungen mit Phänomenen wie Migration, Kolonisierung, veränderten Handels- und Finanzströmen, Austausch von Kultur, Wissen und Technik.

Der beschriebene Kontakt zwischen den beiden Gebieten bewirkte eine Bevölkerungszunahme in beiden Hemisphären, auch wenn Krankheiten anfänglich zu einem jähen Bevölkerungsrückgang der amerikanischen Ureinwohner führten.

Der für die Nahrungsgeschichte zentrale Austausch von Pflanzen und Tieren wandelte die europäischen, amerikanischen, aber auch die afrikanischen und asiatischen Lebensarten um. Nahrungsmittel, die einige Völker nie zuvor gesehen hatten, wurden unverzichtbar. Praktisch keine Gesellschaft auf der Erde konnte sich den Auswirkungen entziehen. Dies umfasst auch den Kulturbau der Neobiota. Die Alte und die Neue Welt gewannen beide.

Das Jahr 1492 wird als allgemeines Stichdatum gewählt, das jeweilige Einsetzen der Wirkungen ist nach Landstrich durchaus unterschiedlich: So waren beispielsweise Kartoffeln vor 1492 außerhalb Südamerikas unbekannt, jedoch im 18. Jahrhundert in Irland unverzichtbar. Der erste europäische Import, das Pferd, änderte die Lebensgewohnheiten vieler amerikanischer Ureinwohner auf den Prärien in einen nomadischen Lebensstil mit der Jagd auf Bisons zu Pferde. Die Tomatensauce, hergestellt aus Tomaten aus der Neuen Welt, wurde ein italienisches Warenzeichen, aber Kaffee und Zuckerrohr aus Asien bildeten die wichtigsten Anbaupflanzen Lateinamerikas. Vorher gab es keine Orangen in Florida, keine Bananen in Ecuador, keine Rinder und Milchprodukte in Argentinien, keine Kautschukbäume in Afrika, keine Viehwirtschaft in Texas und keine Schokolade in der Schweiz.

Für die Neue Welt waren auch die technologischen Veränderungen, denn die Einführung von Eisenwerkzeug und Rad revolutionierte die dortige Landwirtschaft.

Der Kolumbianische Austausch beschleunigte auch die Ausbreitung von Nutzpflanzen und Nutztieren innerhalb der Hemisphären. So wanderte z. B. der Kartoffelanbau von den Anden nach Norden.

Verbreitet verbesserte sich mit dem erweiterten Nahrungsspektrum auch die Nahrungsverfügbarkeit und -sicherheit.

Ursprüngliche Heimat ausgewählter, dem Menschen nahestehender Lebewesen und Organismen
Lebewesen / Organismus Alte Welt Neue Welt
Tiere
  • Altweltkamele
  • Pferde
  • Esel
  • Schweine
  • Rinder
  • Ziegen
  • Schafe
  • Westliche Honigbiene
  • Truthuhn
  • Lamas
  • Alpakas
  • Meerschweinchen
Pflanzen
  • Reis
  • Weizen
  • Gerste
  • Hafer
  • Roggen
  • Rüben
  • Zwiebeln
  • Kohl
  • Kopfsalat
  • Pfirsiche
  • Birnen
  • Zuckerrohr
  • Weintraube
  • Speiserübe
  • Kaffee
  • Sojabohne
  • Orange
  • Banane
  • Mais
  • Kartoffeln
  • Erdnüsse
  • Tomaten
  • Kürbisse
  • Ananas
  • Papayas
  • Avocados
  • Phaseolus
  • Kakao
  • Paprika
  • Süßkartoffel
  • Tabak
  • Vanille
  • Chinarinde
  • Maniok
Krankheiten

Bakteriell:

  • Tuberkulose
  • Cholera
  • Beulenpest

Viral:

  • Pocken
  • Gelbfieber
  • Masern

Parasitär:

  • Malaria

Bakteriell:

  • Syphilis

Parasitär:

  • Chagas-Krankheit

Quelle: Wikipedia (weitere Beispiele in der englischen Version)

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