Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Kirschen

Bezeichnung für Bäume und Sträucher sowie in der Regel ihre Frucht, vornehmlich für:

Angebaut werden in Deutschland überwiegend Süßkirschen (2022: 5736 Hektar), die sich in weichfleischige "Herzkirschen" und knackig, festfleischige "Knorpelkirschen" aufteilen. Sauerkirschen haben mit etwa 1.570 Hektar Anbaufläche eine geringere Bedeutung. Der überwiegende Teil der Ernte wird als Frischware verkauft, während ein kleinerer Anteil zu Konserven, Konfitüre, Säften oder Likören verarbeitet wird.

Süßkirsche bzw. Vogelkirsche

Die Vogelkirsche (Prunus avium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Der Namenszusatz avium leitet sich vom lateinischen Wort avis für Vogel ab und bezieht sich auf die Früchte, die gern von Vögeln gefressen werden. Doch auch der Mensch isst gerne die Früchte der Vogelkirsche, insbesondere die von Zuchtformen. Von der Wildform Wilde Vogelkirsche sind die Zuchtformen Knorpelkirsche und Herzkirsche abgeleitet. Diese kultivierten Formen sind vor allem durch größere Blätter sowie größere und süßere Früchte ausgezeichnet und werden im Allgemeinen als Süßkirsche bezeichnet.

Herkunft und Verbreitung

Die Heimat der Kirsche liegt in Südosteuropa und Westasien. Sie gehört zu den ältesten Obstpflanzen unserer Erde. Steine der Vogelkirsche, der Urform unserer heutigen Süßkirschen, wurden bereits bei Ausgrabungen in Siedlungen aus der Steinzeit gefunden. Erste Kulturformen entstanden im Gebiet um das Schwarze Meer.

In Europa werden heute etwa 80 % der weltweiten Produktionsmenge erzeugt. Die Hauptanbaugebiete in Deutschland liegen in Mittel- und Oberbaden (Brennkirschen), Rheinhessen, am Mittelrhein und im Alten Land.

Aussehen

Süßkirschenbäume sind etwas stärker im Wuchs als Sauerkirschenbäume. Die Blätter sind hängend. Die Blütenknospen befinden sich hauptsächlich an Buketttrieben entlang der Langtriebe. Man unterscheidet weichfleischige, frühe Herzkirschen von den festeren, späten Knorpelkirschen. Die Bedeutung der Herzkirschen im Tafelkirschenanbau sinkt. Die Farbausprägungen reichen von rosa bis dunkelrot hin zu schwarz. Für den Frischmarkt werden hauptsächlich dunkelrote und feste Kirschen mit einer Mindestfruchtgröße von 25 mm produziert.

Anbau

Süßkirschen wachsen gut auf nährstoffreichen, durchlässigen, feuchten (aber nicht staunassen) Böden. Spätfrostlagen sind wegen der frühen Blüte zu meiden. In niederschlagreichen Gebieten wird aufgrund der hohen Platzgefahr der Kirschen ein Foliendach empfohlen. Im Erwerbsanbau werden sie hauptsächlich als Spindel auf schwächer wachsenden Unterlagen gezogen. Die meisten Sorten im Tafelanbau sind selbstunfruchtbar und brauchen Befruchtersorten. Neuere Züchtungen aus Kanada, wie Lapins, Samba, Sunburst und Sweetheart sind selbstfruchtbar.

Süßkirschen werden überwiegend als Frischobst gegessen. Kirschen gehören zu den Obstarten, die nicht nachreifen. Sie müssen also reif und voll ausgefärbt gepflückt und frisch vermarktet werden. Anderenfalls ist der Geschmack unbefriedigend.

Kirschen können nur per Hand geerntet werden, um Schäden an den Früchten zu vermeiden. Das macht die Ernte aufwändig und teuer.  Gepflückt wird in der Regel nur bei Trockenheit, da die ohnehin sehr empfindlichen Früchte bei Feuchtigkeit noch schneller verderben.

Brennkirschen sind kleinfrüchtiger und haben einen hohen Zucker- und Farbstoffgehalt. Sie werden maschinell geerntet.

Kirschbäume werden in Pflanzungen in Reihen angepflanzt und haben eine relativ geringe Wuchshöhe von drei bis vier Metern. Der niedrige Wuchs erleichtert die Pflegeschnitte, die Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln und vor allem die Ernte der Früchte.

Um diesen niedrigen Wuchs zu erreichen, verwendet man im Intensivanbau Veredelungsunterlagen, die den Baum nur schwach wachsen lassen. Beim Veredeln wird ein Reiser oder auch die Knospe der gewünschten Kirschsorte mit einer Unterlage verbunden. Nach und nach verwachsen die beiden Partner miteinander und ihre Eigenschaften werden in einem Baum zusammengeführt.

Verwendung

Süßkirschen finden Verwendung als Tafel-, Brenn- und Konservenobst. Beliebt sind auch Möbel aus Kirschbaumholz. Als „Bettwärmer“ werden häufig Kissen aus Kirsch“kernen“ gefertigt.

Süßkirschen werden überwiegend als Frischobst gegessen. Kirschen gehören zu den Obstarten, die nicht nachreifen. Sie müssen also reif und voll ausgefärbt gepflückt und frisch vermarktet werden. Anderenfalls ist der Geschmack unbefriedigend.

Sauerkirsche

Herkunft und Verbreitung

Die Sauerkirsche stammt aus Gebieten der Balkanhalbinsel, Kleinasiens und des Nordkaukasus. Sie entwickelte sich aus einer natürlichen Kreuzung zwischen der Sauerkirsche Prunus fructicosa und der Wildkirsche Prunus avium. Ende des 16. Jahrhunderts war sie in ganz Europa verbreitet, im 18. Jahrhundert kam sie nach Nordamerika. Heute werden Sauerkirschen in allen Weltregionen mit gemäßigtem Klima angebaut, vorwiegend aber auf der nördlichen Halbkugel.

Aussehen und Geschmack

Sauerkirschenbäume entwickeln sich etwas schwächer als Süßkirschenbäume. Die Blätter wachsen etwas aufrechter als die der Süßkirsche. Die dunkelroten, saftigen Früchte erreichen eine Größe von 18-25 mm, sie sind etwas kleiner als Süßkirschen. Der Stein ist klein und lässt sich schwer vom Fruchtfleisch lösen. Im Geschmack sind sie herb süß-säuerlich.

Anbau

Sauerkirschen stellen geringere Ansprüche an den Standort als Süßkirschen. Kalte und undurchlässige Böden verursachen vorzeitigen Fruchtfall. Die Platzneigung ist gering, daher eignen sich auch Gebiete mit viel Sommerniederschlägen.

Als Unterlagen dienen Steinweichsel, Vogelkirsche und die vegetativ vermehrte F12/1. Der Pflanzabstand beträgt 4,5m x 3,0m. Sauerkirschen sind in der Regel selbstfruchtbar.

Man unterscheidet die hellfrüchtigen Amarellen mit nicht färbendem Saft von den dunkelfrüchtigen Weichseln mit färbendem Saft. Der Anbau der Amarellen ging in den letzten Jahren stark zurück, da große Mengen aus den USA importiert wurden. Sauerkirschen werden hauptsächlich für die Verwertung angebaut. Aufgrund der hohen Lohnkosten erfolgt die Ernte meist maschinell. Hierfür sind nur Sorten geeignet, die sich gut Schütteln lassen.

Verwendung

Nur einige wenige Sorten eignen sich zum Frischverzehr, die übrigen werden zu Konserven, Kuchenbelägen, Marmelade und Süßmost verarbeitet oder tiefgefroren.

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