Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Hühnerhaltung

Lange Zeit gehörte die Hühnerherde zum typischen Bild eines Bauernhofes. Ein Hahn scharte zehn bis zwanzig Hühner um sich. Die Herde hatte ein Hühnerhaus mit Gelegen, Sitzstangen, eingestreuter Stallfläche und ein Freigelände zum Auslauf. Einen gewissen Anteil der Eier durften die Hennen als eigene Nachzucht ausbrüten, der Rest der Eier wurde gegessen. Ließ die Legeleistung eines Huhnes merklich nach, wurde es geschlachtet und als Suppenhuhn genutzt. Die Hähne wurden gemästet zur Fleischerzeugung, daher auch der Begriff „Masthähnchen“.

Heute werden Hühner nur noch vereinzelt in landwirtschaftlichen Betrieben gezüchtet. Wenige international tätige Zuchtorganisationen züchten zwei sehr unterschiedliche Spezialisten. Hochleistungs-Legehennen legen viele Eier im Jahr und Masthähnchen setzen schnell und viel Fleisch an. In der Zuchtlinie für die Mast werden sowohl Hennen als auch Hähne gemästet. In der Zuchtlinie für hohe Legeleistung werden die männlichen Küken nach dem Schlüpfen getötet, da sie als Masthähnchen zu langsam wachsen und viel weniger Fleisch ansetzen. Deshalb versucht man, schon im Ei das Geschlecht zu erkennen oder Tiere zu züchten, die sich für beides eignen: die Produktion von Eiern und von Fleisch.

Eierproduktion

Die Haltungsformen für Legehennen haben sich in Deutschland in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt und insgesamt deutlich verbessert: Einer der Hauptgründe ist, dass seit dem 1. Januar 2012 die Haltung in konventionellen Käfigen europaweit verboten ist. Legehennen werden seitdem nur noch in so genannten ausgestalteten Käfigen, in Boden- und Freilandhaltung sowie in ökologischer Erzeugung gehalten.

Die meisten deutschen Hennen leben in Bodenhaltung im geschlossenen Stall und z. T. auf mehreren Etagen. Etwa neun Tiere teilen sich einen Quadratmeter. Ohne räumliche Trennung dürfen 6.000 Tiere gemeinsam gehalten werden. Zum Scharren gibt es oft einen überdachten Auslauf – auch Wintergarten genannt.

Der Bundesrat hat am 6. November 2015 beschlossen, dass die Haltung von Legehennen in Kleingruppen in sogenannten ausgestalteten Käfigen beendet werden soll. Eine Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung sieht eine Auslauffrist für bestehende Betriebe bis Ende 2025 vor. Nur für besondere Härtefälle soll eine Verlängerung der Frist um bis zu maximal drei Jahren (2028) möglich sein. Bei dieser Haltungsform sitzen 20 bis 60 Tiere in einem Käfig mit Sitzstangen, Einstreu und abgedunkeltem Nest. Der Platz, den jede Henne hat, ist etwas kleiner als eineinhalb A4-Blätter.

Nach draußen kommen nur Hennen aus Freilandhaltung und ökologischer Haltung. Sie haben tagsüber einen Auslauf von mindestens vier Quadratmetern pro Henne mit Büschen, Bäumen oder Unterständen zum Schutz vor Raubvögeln. Die ökologische Haltung zeichnet sich zusätzlich aus durch mehr Platz im Stall und Futter aus ökologischer Landwirtschaft.

Die Produktion von Eiern in der deutschen Landwirtschaft ist stark rückläufig, die Produktion wird zunehmend ins benachbarte Ausland verlagert. Bei den Verbrauchern besteht ein Widerspruch zwischen dem Anspruch, preisgünstig Hühnerfleisch/Eier zu kaufen, und der Wahrung tierschützerischer Forderungen, die mit höheren Preisen verbunden sind.

Vertikale Integration in der Erzeugung von Hühnereiern (Vollintegration)

Vertikale Integration in der Erzeugung von Hühnereiern (Vollintegration)

Unter vertikaler Integration versteht man eine Organisationsform der agrarischen Produktion, in der mehrere Elemente einer Produktionskette (supply chain) unter einer einheitlichen Unternehmensführung zusammengefasst sind, die auch die wirtschaftlichen Entscheidungen trifft. Die Erzeugung ist industriemäßig organisiert. Es wird mit Fremdarbeitskräften und einem hohen Anteil an Fremdkapital gewirtschaftet. Diese Unternehmen haben zumeist einen hohen Marktanteil. Sie können Einzelbetriebe oder Erzeugergemeinschaften vertraglich an sich binden. Sind alle Elemente einer Produktionskette wie hier unter einem Unternehmensdach vereint, spricht man von Vollintegration.

Quelle: H.-W. Windhorst, WING mod.

Herkunft der Hühnereier

Die Herkunft der Eier sowie die Haltungsform sind am Stempel zu erkennen.

Code für die Haltungsform

Ländercode (Herkunft)
Zwei Buchstaben für den EU - Mitgliedstaat, in dem das Ei produziert wurde, zum Beispiel:

Identifizierung des Betriebs
Jeder Mitgliedstaat hat ein System eingerichtet, mit dem Erzeugerbetrieben eine individuelle Nummer zugewiesen wird. Es können weitere Stellen angefügt werden, um einzelne Bestände/Ställe zu identifizieren.

Beispiel eines deutschen Erzeugercodes: 1-DE-0212341

Bei den Legehennen dominiert inzwischen die Bodenhaltung (63 Prozent). Die Tiere leben zumeist zu Zehntausenden in Volierensystemen mit mehreren Etagen. In einer Einstreu aus Stroh oder Hobelspänen können sie scharren, picken und staubbaden. In der Freilandhaltung haben die Hennen zusätzlich Auslauf ins Freie. Knapp 16 Prozent der Legehennen werden so gehalten. Bei weiteren 11 Prozent der Legehennen kommen die sogenannte Kleingruppenhaltung oder andere Formen ausgestalteter Käfige zum Einsatz. In der Kleingruppenhaltung leben die Tiere in Gruppen von bis zu etwa 65 Tieren in ausgestalteten Volierensystemen. Heute werden fast ausschließlich auf hohe Legeleistung spezialisierte Legehennen gehalten. Diese können über 300 Eier pro Jahr legen, bereits nach einem Jahr lässt die Leistung jedoch nach. Nach rund eineinhalb Jahren werden die Tiere geschlachtet und durch junge Hennen ersetzt.

Mast

Ein Masthähnchen hat ein kurzes Leben: Es wird im Brutschrank ausgebrütet und schlüpft nach 21 Tagen. Dann folgt der Transport zum Stall, wo es ca. 30 bis 40 Tage gemästet wird.

Die Belegung der Ställe ist nach Gewicht geregelt. In Deutschland dürfen die Tiere durchschnittlich nicht mehr als 39 Kilo pro Quadratmeter wiegen. Das entspricht ca. 20 bis 25 fertig gemästeten Hähnchen. Oft leben mehrere 10.000 Tiere in einem Stall. Schon nach 28 bis 30 Tagen ist ein Grillhähnchen 1.500 bis 1.600 Gramm schwer und wird geschlachtet. Hühner, deren Brust und Schenkel in den Handel kommen, werden mit etwa 40 Tagen etwas älter.

Nur ein Prozent der Hähnchen kommen aus biologischer Haltung. Sie haben einen Teil ihres Lebens Auslauf im Freien und erhalten Biofutter.

Bei Masthühnern, herrscht Bodenhaltung in großen Beständen vor. Es werden auf hohe Gewichtszunahme und gute Futterverwertung spezialisierte Tiere eingesetzt. Masthühner wiegen am ersten Tag ihres Lebens etwa 40 Gramm, fünf bis sieben Wochen später haben sie ihr Schlachtgewicht von eineinhalb bis zweieinhalb Kilo erreicht. Gemäß den tierschutzrechtlichen Vorgaben darf bei der Haltung von Masthühnern in Deutschland eine maximale Besatzdichte von 39 kg pro Quadratmeter nicht überschritten werden. In der Praxis bedeutet dies, dass sich gegen Ende der Mastzeit meist 16 bis 26 Tiere einen Quadratmeter Stallboden teilen. Die Mast von Puten nimmt mehr Zeit in Anspruch. Hennen erreichen nach etwa 16 Wochen ihr Schlachtgewicht von rund zehn Kilo, die Hähne werden meist in 22 Wochen auf etwa 20 Kilo gemästet. (BMEL)

Vertikale Integration (räumlicher Produktionsverbund) in der Erzeugung von Jungmasthühnern

Vertikale Integration (räumlicher Produktionsverbund) in der Erzeugung von Jungmasthühnern

Unter vertikaler Integration versteht man eine Organisationsform der agrarischen Produktion, in der mehrere Elemente einer Produktionskette (supply chain) unter einer einheitlichen Unternehmensführung zusammengefasst sind, die auch die wirtschaftlichen Entscheidungen trifft. Die Erzeugung ist industriemäßig organisiert. Es wird mit Fremdarbeitskräften und einem hohen Anteil an Fremdkapital gewirtschaftet. Diese Unternehmen haben zumeist einen hohen Marktanteil. Sie können Einzelbetriebe oder Erzeugergemeinschaften vertraglich an sich binden.

Quelle: H.-W. Windhorst, WING

Statistik

Insgesamt gab es in Deutschland im Jahr 2020 Haltungsplätze für 60,9 Mio. Legehennen, die sich auf die verschiedenen Haltungsformen aufteilen. Durch das Verbot der Käfighaltung im Jahr 2009 ist die Zahl dieser Haltungsplätze in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken. Wurden 2010 noch rund 17 Prozent der Tiere in Käfigen gehalten, betrug der Anteil an ausgestalteter Käfighaltung bzw. an Haltung in Kleingruppen im Jahr 2020 lediglich 4,4 Prozent. Der Anteil der Bodenhaltung veränderte sich seit 2010 kaum und stellt mit rund 65 Prozent noch immer mehr als die Hälfte aller Haltungsplätze für Legehennen. Einen deutlichen Aufwind erlebte jedoch die Freilandhaltung. Von einem Anteil von 16,7 Prozent im Jahr 2010 stieg der Anteil auf 30,9 Prozent im Jahr 2020. Wie auch schon bei den Schweinen und Rindern ist Niedersachsen das Bundesland mit den meisten Haltungsplätzen für Legehennen (22,1 Mio.), gefolgt von Bayern (5,9 Mio.) und Nordrhein-Westfalen (5,5 Mio.).

Entwicklung der hühnerhaltenden Betriebe und Hühnerhaltungsplätze
in Deutschland 2010 bis 2020
Entwicklung der hühnerhaltenden Betriebe und Hühnerhaltungsplätze in Deutschland 2010 bis 2020

Quelle: Destatis 2021

Räumliche Verteilung der Hühner- und Legehennenhaltungsplätze in Deutschland

Die mit Abstand meisten Betriebe sind Haltungen von Legehennen. Insgesamt gab es zum Stichtag 1. März 2020 rund 49 400 Betriebe mit Haltungsplätzen für Hühner, darunter gut 47 100 Betriebe mit Haltungsplätzen für die Legehennenhaltung. Die meisten Hühnerhaltungsplätze gibt es in Niedersachsen, wo sich rund 93 Mio. Hühnerhaltungsplätze und darunter knapp 22 Mio. Haltungsplätze für Legehennen befinden. Das entspricht 50 bzw. 36 Prozent der bundesweiten Kapazitäten. Danach folgen Sachsen-Anhalt mit 17,6 Mio. Haltungsplätzen für Hühner insgesamt und ca. 5,3 Mio. Haltungsplätzen für Legehennen und Bayern mit 15,9 Mio. Haltungsplätzen für Hühner insgesamt und rund 5,6 Mio. Haltungsplätzen für Legehennen. Seit 2010 ist die Anzahl der hühnerhaltenden Betriebe um 15 Prozent gesunken. Die Anzahl der Haltungsplätze wurde 2010 noch nicht erfasst. Gegenüber den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2016 zeigt sich jedoch eine leichte Zunahme der Betriebe um rund fünf Prozent bei einer nahezu konstanten Anzahl an Haltungsplätzen (plus 1,2 Prozent).

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