Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Haushuhn

Sammelbezeichnung für die aus dem süostasiatischen Bankivahuhns (Gallus gallus) gezüchteten Hühnerrassen. Früheste Hinweise auf eine Domestikation stammen von Tonfiguren und Gefäßmalereien der Kulturen des Industales aus der Zeit um 2500 v.Chr. Im 15. Jahrhundert v.Chr. war das Haushuhn in China und Ägypten bekannt, nach Europa kam es im 6. Jahrhundert v.Chr. Mit den Römern fand das Haushuhn eine größere Verbreitung in Europa. Sie begannen die Hühner im großen Stil als Eier- und Fleischlieferanten zu züchten.

Das Haushuhn gehört zur Familie der Fasanenartigen (Phasianidae). Landwirtschaftlich zählt es zum Geflügel. Das männliche Haushuhn nennt man Hahn oder Gockel, den kastrierten Hahn Kapaun. Das Weibchen heißt Henne, Jungtiere führende Hennen Glucke. Die Jungtiere heißen allgemein Küken.

Auf Grund der langen Domestikationsgeschichte sind eine große Vielzahl unterschiedlicher Hühnerrassen entstanden. Allein im europäischen Rassegeflügelstandard werden über 180 Rassen und Farbenschläge unterschieden. In der industriellen Landwirtschaft kommen Hybridhühner  zum Einsatz, welche sich nicht zur Weiterzucht eignen. Mast- und Legehybride werden von weltweit nur vier Konzernen gezüchtet und vermarktet.

Die meist weißen Eier (Hühnerei) werden von der Henne 20–21 Tage lang bebrütet; sie allein führt und hudert (Hudern) die nestflüchtenden Jungen. Die Wirtschaftsgeflügelzucht verwendet zur Erzeugung von Eiern und Fleisch überwiegend Hybrid-Zuchten mit durchschnittlichen Legeleistungen von 250–300 Eiern pro Jahr. Eine so hohe Legeleistung ist durch die regelmäßige Wegnahme der abgelegten Eier möglich, so dass nie ein vollständiges Gelege erreicht wird, was normalerweise die Eiablage stoppt. Die Nahrungsansprüche des Haushuhns als bestuntersuchtem Haustier sind so detailliert bekannt, dass weitgehend automatisierte Geflügelfarmen möglich sind (Batteriehaltung, Massentierhaltung).

Hühnerhaltung

Die Hühnerhaltung ist Bestandteil der Geflügelproduktion in Agrarbetrieben und umfasst die drei Betriebsarten Eierproduktion, Broilermast und Aufzucht.

Landwirtschaftliche Betriebe, die sich auf die Produktion von Eiern fokussieren, halten Legehennen etwa zwei Produktionszyklen in Volierensystemen, der Bodenhaltung oder auf Kotgruben, bevor die Tiere als Suppenhühner verkauft werden.

Währenddessen liegt die Zielsetzung bei der Broilermast auf einer möglichst hohen Gewichtszunahme in kurzer Zeit, die die Betriebe mithilfe von kalorienreichem Futter anstreben.

In Aufzuchtbetrieben werden speziell Küken gehalten, die im Anschluss an die Mastbetriebe weiterverkauft werden. Aufgrund der Unterbringung vieler Tiere auf kleinem Raum kommt es in der Bodenhaltung von Hühnern oftmals zu einem erhöhten Krankheitsrisiko, das viele Betriebe durch umfangreiche Präventionsmaßnahmen wie Sanitärtechnik, Isolation oder Impfungen und eine Dauer-Medikation zu senken versuchen. Der Großteil der anfallenden Kosten fällt in der Hühnerhaltung allerdings vor allem auf den Erwerb von Futtermitteln, die im Betrieb zubereitet werden oder bereits fertig gemischt gekauft werden können. Neben Kohlenhydraten, Proteinen, Mineralstoffen und Vitaminen wird in der Hühnerhaltung oftmals auch das so genannte Geflügelgrit (granulates Futtermittel aus kleinen Steinen und Kalk) zugefüttert, das ein Zerkleinern der Nahrung im Magen der Tiere erleichtern soll. Nach Informationen des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz werden in Deutschland inzwischen 63 % der Legehennen in Bodenhaltung auf durchschnittlich 0,11 qm Stallfläche gehalten. Auch bei der Geflügelmast nimmt die Freilandhaltung oder ökologische Haltung laut BMEL nur einen kleinen Anteil ein. Die konventionelle Käfighaltung, in der Hennen auf engstem Raum vorwiegend in Legebatterien gehalten werden, wurde in der Vergangenheit vor allem von Tierschützern kritisiert und ist seit 2012 in der gesamten EU verboten.

Wirtschaftliche Bedeutung

Das Haushuhn gilt als das häufigste Haustier des Menschen – der durchschnittliche tägliche Weltbestand wird auf mehr als 20 Milliarden Tiere geschätzt. Die Zahl der jährlich geschlachteten Haushühner liegt deutlich über dem durchschnittlichen Bestand und wird auf 45 Milliarden geschätzt. Das wird darauf zurückgeführt, dass Hühner heute in nur wenigen Wochen ihr Schlachtgewicht erreichen.

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