Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Future

In Bezug auf Menge, Qualität und Liefertermin standardisierter Terminkontrakt auf ein bestimmtes Gut. Eine Vertragspartei verpflichtet sich hierbei, eine definierte Menge z.B. eines Finanztitels zu einem festgesetzten Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt in festgelegter Qualität an einen bestimmten Ort zu liefern. Die andere Vertragspartei verpflichtet sich zur Abnahme. Man unterscheidet zwischen Financial Future (Finanzterminkontrakt) und Commodity Future (Warenterminkontrakt). Der Handel erfolgt an eigenen Terminbörsen wie z.B. der Eurex. Das bedeutet, dass der Terminhandel für alle Terminhändler rund um die Welt zentralisiert ist.

Ursprünglich wurde Terminhandel von Landwirten und Kaufleuten geführt. Heute sind Terminkontrakte für fast jede Ware und jedes Finanzinstrument erhältlich.

Die Mehrzahl der Trader kauft und verkauft Futures als Spekulationsgeschäft. Sie sind nicht an der eigentlichen, physischen Ware interessiert und nehmen deren Lieferung nicht entgegen.

Unternehmen, die Rohstoffe brauchen, können Terminkontrakte nutzen, um ihre Rohstoffpreise abzusichern und profitabel zu arbeiten.
Verkäufer hingegen können ihre Waren zu garantierten Kursen verkaufen und vermeiden damit das Risiko ungünstiger Volatilität am Markt zum Liefertermin.

Beispielsweise könnte der Verkäufer 1.000 Tonnen Weizen zum Verkauf anbieten. Das Getreide wird gerade angebaut und erst in einigen Monaten geerntet. Käufer und Verkäufer einigen sich auf einen Ausübungspreis von $ 50 pro Tonne. Der Gesamtpreis beträgt also $ 50.000. Der Liefertermin ist in 12 Wochen, nach der Ernte. Zum Liefertermin zahlt der Käufer den vereinbarten Ausübungspreis und der Verkäufer liefert ihm dafür die 1.000 Tonnen Weizen.

Bei diesen Spekulationen gehen Finanzakteure, wie Banken, Hedgefonds, Pensions- und Staatsfonds, bewusst Risiken ein, indem sie auf steigende oder fallende Nahrungsmittelpreise setzen, in der Hoffnung, schnell hohe Gewinne zu erzielen. In der Folge sind die Weltagrarmärkte gewissermaßen „finanzialisiert“, das heißt: Die Gesetzmäßigkeiten der Finanzmärkte und die Motive der Finanzakteure bestimmen und treiben immer mehr die Preise von Nahrungsmitteln wie Weizen, Mais, Soja, Zucker, Kaffee und Kakao. Auch die Spekulation mit Erdöl treibt die Nahrungsmittelpreise, da die industrielle Landwirtschaft sehr stark chemisch-synthetische Beiz- und Spritzmittel sowie Kunstdünger einsetzt. Wenn Preise explodieren werden Nahrungsmittel für in Armut lebende Menschen unbezahlbar.

Laut Studien der Weltbank, der UNCTAD und des International Food Policy Research Institute (IFPRI) trieben Finanzspekulanten in den Jahren 2007/2008 die Getreidepreise in die Höhe. In Äthiopien stiegen die Maispreise um 100 Prozent, in Uganda um 65 Prozent und in Tansania um 54 Prozent. Die Weizenpreise stiegen in Somalia um 300 Prozent, im Senegal um 100 Prozent und im Sudan um 90 Prozent. Nahrungsmittel wurden für viele Familien unbezahlbar. Die rasant steigenden Preise für Lebensmittel führten zu Hungerprotesten in 61 Ländern. Die Zahl der Hungernden stieg um mehr als 100 Millionen und überschritt im Jahr 2009 erstmals die Rekordmarke von einer Milliarde Menschen.

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