Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Chemisierung (der Landwirtschaft)

Bezeichnung für den zunehmenden Einsatz chemischer Erzeugnisse und Nutzung chemischer Verfahren in der landwirtschaftlichen Produktion. Dazu gehören unter anderem die verstärkte Anwendung z. T. neu entwickelter mineralischer Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, synthetischer Wachstumsregulatoren und Bodenstabilisatoren, chemischer Entkrautungsmittel, Silierhilfsmittel, Spurenelemente, Antibiotika, Vitamine, Stickstoffverbindungen und Pharmaka, aber auch chemischer Verfahren zur Konservierung von Futtermitteln, zur Untersuchung, von Futterstoffen und zum Schutz landwirtschaftlicher Produkte; ferner die Verwendung neuer synthetischer Werkstoffe und Baustoffe.

Historisch erfolgte der Einsatz von Agrarchemikalien sowohl in kapitalistischen, wie auch in sozialistischen Staaten. In der DDR beispielsweise übernahmen Agrochemische Zentren (ACZ) die Spezialaufgaben der „Chemisierung der Landwirtschaft“ – also Umschlag, Lagerung und die Ausbringung von Agrochemie (chemischen Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und Mitteln zur biologischen Prozesssteuerung (MBP)) – für und im Auftrag der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). Die ACZ stellten dafür Streu- und Sprühgeräte zum Ausbringen der Chemikalien zur Verfügung. Von der DDR-Fluggesellschaft Interflug wurden auch Agrarflugzeuge bereitgestellt.
Die ACZ waren sogenannte Zwischenbetriebliche Einrichtungen (ZBE) und für das Gebiet mehrerer LPG zuständig. Daneben erfüllten sie vielfältige Aufgaben, auch außerhalb der Landwirtschaft, wie Transport, Reparatur und Instandhaltung, Lagerwirtschaft und Umschlag sowie Aufgaben des Winterdienstes. Es war eine Form der Spezialisierung in der großflächigen Agrarproduktion.

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