Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Chaussee

Chaussee ist die mittlerweile veraltete Bezeichnung für eine ausgebaute, geplante Landstraße. Das Wort Chaussee wurde mit der Bauweise im 18. Jahrhundert aus dem französisch chaussée entlehnt. Dieses wiederrum geht auf die galloromanische Bezeichnung “via calciata“ zurück und bedeutet so viel wie Straße mit festgestampften Steinen. Erste Übertragungen des Worts waren Straßendamm und Hochweg (angelehnt an das englische Wort highway). Im deutschen Raum etablierte sich der Ausdruck „Kunststraße“, meist war aber die Bezeichnung Chaussee gebräuchlich.

Entwickelt wurde das Konzept der Chausseen im 18. Jahrhundert in den Niederlanden mit den Backsteinbefestigung der künstlichen Dämme und wurde dann in England und Frankreich weiterentwickelt. Von Frankreich aus kam es durch die französische Besetzung Preußens unter Napoleon I. in den deutschsprachigen Raum. In Schwaben beispielsweise wurde zwischen Oettingen und Nördlingen 1753 die erste Chaussee errichtet. In Norddeutschland wurden häufig Feldsteinfindlinge für den Bau einer Chaussee verwendet.

Chausseen unterschieden sich in einigen Punkten von den damals üblichen Straßen und Wegen. Sie waren mit einer festen Fahrbahndecke versehen und auch der Unterbau bzw. Fahrdamm der neuartigen Kunststraßen war konstruiert. Durch eine gut durchdachte Planung verliefen sie deutlich geradliniger. Ein weiteres besonderes Merkmal war das gut ausgebaute Entwässerungssystem. Regenwasser konnte durch eine durchlässige Tragschicht in Kombination mit einer leichten Wölbung der Fahrbahndecke gut abgeleitet werden. Eine Chaussee bestand oft aus Steinbahn (befestigt) und Sommerweg (leicht befestigt oder unbefestigt). Letzterer war für unbeschlagene Tiere gedacht und im Winter kaum nutzbar. Oft wurden entlang der Chaussee Bäume zum Schutz vor der Sonne gepflanzt. Diese dienten auch der Landschaftsverschönerung und der Entwässerung (Alleen). Wartung und Unterhalt der Chausseen waren teuer und aufwändig, Aufsicht führten Chausseewärter, die an regelmäßigen Stationen (Chausseehäuser) auch das Wegegeld (Chausseegeld) erhoben.

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