Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Agrarkomplex

Teilweise mit dem Begriff Agrarsystem sich überlagernder Begriff, der darauf hinweist, dass Landwirtschaft vor allem in der produktivistischen Phase nach dem Zweiten Weltkrieg in ein System von vorgelagerten Betrieben und nachgelagerten Betrieben der Be- und Verarbeitung sowie der Handelsstrukturen eingebunden wurde. Die ökonomische Verflechtung der einzelnen Wirtschaftsbereiche wird durch die Zusammenfassung in einen gemeinsamen Oberbegriff verdeutlicht. Gleichzeitig wird mit "Agrar" die Landwirtschaft als zentrales Element des "Agrarkomplexes" hervorgehoben.

Die Phase der produktivistischen Agrarentwicklung ist gekennzeichnet durch Mechanisierung, Spezialisierung und Rationalisierung von Betriebsabläufen. In seiner extremen Form wird der landwirtschaftliche Betrieb dadurch zu einem Rohstofflieferanten für die weiterverarbeitende Industrie bz. zu einem spezialisierten Vertragsproduzenten, der in ein arbeitsteiliges System von industriellen Zuliefer- und Abnahmebetrieben eingebettet ist.

Diese Entwicklungen führen zur zunehmenden Auflösung von geschlossenen Kreisläufen und schränken die Autonomie der landwirtschaftlichen Betriebe ein. Die Verflechtungen verringern zwar das Vermarktungsrisiko, das Risiko von Ertragsausfällen durch Witterung, Schädlinge oder Krankheiten bleibt aber in der Regel bei den landwirtschaftlichen Betrieben. (Ermann et al. 2018)

Pfeil nach linksAgrarkolonisationsfrontHausIndexAgrarkonjunkturenPfeil nach rechts