Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Nahrungsregime

Ein Nahrungsregime umfasst das dauerhafte Zusammenspiel von Wertschöpfungskonzentration („Akkumulation“) und Steuerung (Regulation“) entlang transnationaler Warenketten, die von der Produktion über die Distribution bis zum Konsum (einschließlich der Entsorgung) von Nahrung reichen.

Das Konzept der Nahrungsregime beschäftigt sich somit weniger mit Nahrung als Forschungsgegenstand als vielmehr mit den politischen, ökonomischen, sozialen und ökologischen Verbindungen und Konsequenzen, die sich aus den wechselseitigen Verflechtungen von nahrungsbezogenem Handel, Produktion und Konsumption im historischen Wandel und globalen Maßstab.

Zwischen den mehrere Jahrzehnte langen Regimephasen liegen oft durch Wirtschaftskrisen oder Staatenkonflikte hervorgerufene Übergänge, die alte, widersprüchlich gewordene Akkumulations- und Regulationsweisen durch neue, in sich stimmigere Regime überwinden.

Die Forschung unterscheidet drei globale Nahrungregime, wobei der Akzent meist weniger auf dem Produktions- und Konsumtions- als auf dem Distributionsaspekt liegt:

Hauptmerkmale globaler Nahrungsregimes

Hauptmerkmale globaler Nahrungsregimes

Quelle: Langthaler, E. 2016

Jedes Nahrungsregime zeichnet sich durch ungleiche Tausch- und Machtbeziehungen zwischen Zentren und (Semi-)Peripherien innerhalb des Weltsystems aus.

Zu den Stärken des Nahrungsregime-Konzepts zählen die Verbindung von Produktions- und Konsumfragen, die transnationale, den Nationalstaat als Untersuchungsrahmen überwindende Ausrichtung und ferner die zieloffene, nicht auf einen Endzustand verengte Entwicklungsperspektive. Bestehende Schwächen suchen neuere Ansätze mit der Stärkung von postkolonialen, sozialökologischen und akteurorientierten Perspektiven zu überwinden.

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