Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Haubergwirtschaft

Historische Form der kombiniertn Forst-/Landwirtschaft. Vor allem in Gebirgslagen mit Mangel an brauchbarem Ackerland wurden Niederwälder zeitweilig in die landwirtschaftliche Nutzung einbezogen. Im Eichenniederwaldbetrieb zur Gewinnung von Gerberlohe wurde Getreide (im 19. Jh. meist Roggen, früher Buchweizen) zwischen den Eichenstöcken angebaut, solange die Bestandesdichte noch locker war. Das geschlagene Holz wurde über die Köhlerei vor allem zur Verhüttung von Erzen und ebenso wie der Lohkuchen (in Formen gepresste ausgelaugte Lohrinde) zum Hausbrand genutzt. Die eingeschlagenen Flächen wurden in Brand gesetzt, um für die nachfolgende Getreidekultur einen Düngungseffekt (P und K) zu erzielen. Ab dem 5. Jahr des Stockausschlags wurde eine etwa 1 - 3-jährige Periode des Weidegangs eingeschaltet. Die Haubergwirtschaft war im Rheinischen Schiefergebirge, besonders im Siegerland, verbreitet und dort wegen ihres klugen Umgangs mit knappen Ressourcen jahrhundertelang Garant wirtschaftlicher Sicherheit. Dort wurden diese Wald-Feld-Systeme erst im Laufe des 20. Jh. aufgegeben.

(s. a. Feldwaldwirtschaft, Reutbergwirtschaft, Schiffelwirtschaft)

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