Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Great Plains

Die Great Plains, manchmal auch einfach "die Plains" genannt, sind eine weite, trockene Flachlandregion in Nordamerika. Sie liegt unmittelbar östlich der Rocky Mountains und ist größtenteils mit Grasland bedeckt. Es ist der westliche Teil der Interior Plains, zu denen auch die Mischgras-Prärie, die Hochgras-Prärie zwischen den Großen Seen und dem Appalachen-Plateau sowie die Ökozonen Taiga Plains und Boreal Plains in Nordkanada gehören.

Der Begriff "Great Plains" wird in den Vereinigten Staaten verwendet, um einen Unterbereich der noch größeren physiographischen Abteilung der Interior Plains zu beschreiben, die einen Großteil des nordamerikanischen Binnenlandes umfasst. In Kanada wird der Begriff kaum gebraucht.

Ungefährer Grenzverlauf der Great Plains auf der Grundlage eines Satellitenbildes

Ungefährer Grenzverlauf der Great Plains auf der Grundlage eines Satellitenbildes

Die genauen Grenzen können je nach Kontext oder Disziplin variieren (z. B. Ökologie, Geologie, geopolitische Definitionen).

Die Region erstreckt sich von Osten nach Westen über 800 km und von Norden nach Süden über 3.200 km. Ein Großteil der Region war die Heimat amerikanischer Bisonherden, bis sie Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts fast ausgerottet wurden. Sie hat eine Fläche von etwa 1 300 000 km². Die gegenwärtigen Überlegungen zu den geographischen Grenzen der Great Plains sind auf dieser Karte des Center for Great Plains Studies der University of Nebraska-Lincoln dargestellt. Diese Definition ist jedoch in erster Linie ökologisch und nicht physiogeographisch. Die Boreal Plains in Westkanada sind physiogeographisch gesehen die gleichen, unterscheiden sich aber durch ihr Tundra- und Wald- (und nicht Grasland-) Aussehen.

Quelle: Wikipedia (e.)

Während sie an den Rocky Mountains noch über 1800 m hoch sind, fallen sie nach Osten auf ca. 500 m ab. Damit sind sie insgesamt als Hochebene zu betrachten, die sich als „Piedmont-Plateau“, zum Teil in Schichtstufen ansteigend, vor dem Gebirge ausbreitet.

Man kann die Great Plains in zwei klimatische Regionen unterteilen, da man westlich des 100. Längengrades einen spärlichen Niederschlagsdurchschnitt vorfindet (weniger als 500 mm pro Jahr), wohingegen die östliche Region ein vergleichsweise humides Klima hat.

Dementsprechend lässt sich die landwirtschaftliche Nutzung der Great Plains grob in zwei Bereiche unterteilen. Während westlich des 100. Längengrades vorwiegend Intensivtierhaltung in großen Mastbetrieben mit geringer Flächennutzung sowie extensive Tierhaltung (Ranching) mit sehr großer Flächennutzung vorzufinden ist, ist östlich des 100. Längengrades der Ackerbau die primäre landwirtschaftliche Nutzungsform. Angebaut wird vorwiegend Sommer-/Winterweizen sowie Mais und Hirse. Der Grund für diese Verteilung ist die Linie mit gleicher Niederschlagsmenge (Isohyete mit 500 mm), die nahezu parallel zum 100. Längengrad verläuft und die Grenze für Regenfeldbau ohne künstliche Bewässerung bildet.

Der niederschlagsreichere Osten des Gebiets, der sogenannte Grain Belt (Korngürtel), wird auch als Kornkammer der USA, beziehungsweise als „breadbasket“ (Brotkorb) bezeichnet, da in jener Region ein gewaltiger Überschuss an landwirtschaftlichen Erzeugnissen erwirtschaftet wird. Ungefähr die Hälfte des Weizens der USA wird im Gebiet der Great Plains produziert, was bei 68 Mio. t für die gesamten USA (Stand: 2008) also ca. 34 Mio. t entspricht. In den westlichen High Plains werden 60 % des Rindfleisches der USA produziert, weshalb dieser Teil der Great Plains oft als „Cattle Country“ (Rinderland) bezeichnet wird. Soweit im Westen Ackerbau stattfindet, wird er in der Regel durch künstliche Bewässerung ermöglicht.

Zunehmende Dürre (s. Dust Bowl) erschwerte die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten erheblich und die Mechanisierung und Automatisierung ließ Arbeitskräfte überflüssig werden. Der Ogallala-Aquifer, eine tiefe Grundwasserschicht ist durch die Nutzung zur künstlichen Bewässerung nahezu erschöpft. Bereits heute wandelt sich kultiviertes Land wieder zurück in Graslandschaft, auf der vermehrt Bisonhaltung betrieben wird. Unter dem Namen Buffalo Commons wird vorgeschlagen, große Flächen in Prärie rückzuwandeln, Menschen abzusiedeln und die Flächen wieder für wildlebende Bisons zu öffnen. Jagd und Tourismus könnten eine neue wirtschaftliche Grundlage eröffnen.

Zudem konzentriert sich die Nutzung der Great Plains heute immer mehr auf Windkraftgewinnung. Dem steht ein Trend entgegen, in den nördlichen Teilen der Plains bisher nicht oder nur extensiv genutzte Flächen, die sich daher den Charakter als Grasland erhalten haben, unterzupflügen und intensiv zu nutzen. Als Gründe gelten die Förderung des Anbaus von Energiepflanzen und eine besondere Form der staatlich geförderten Ernte-Ausfall-Versicherung, die den Anbau auf Grenzertragsstandorten oder gar Flächen ermöglicht, deren Bewirtschaftung ohne die Versicherung nicht rentabel sein könnten.

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