Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Gerberlohe

Als Gerberlohe bzw. Lohe werden die früher fast ausschließlich – heute in Mitteleuropa nur noch selten – zum Gerben verwendete Baumrinde oder Blätter bezeichnet.

In der Regel handelte es sich dabei um Rinde, Blätter oder Holz von Eichen (Eichenlohe) und Fichten, die sehr gerbstoffreich sind und in zerkleinerter Form benutzt wurden. Die zur Gewinnung genutzten und angelegten Wälder wurden auch als Lohwälder bezeichnet.

'Loher' schälten – üblicherweise im Frühjahr vom lebenden Stamm. Die Rinde wurde dabei mit einem "Lohlöffel" genannten Werkzeug längs am Stamm aufgeschnitten und dann zur Seite hin rings um abgelöst. Geschälte Stämme wurden gefällt und - soweit von Hartholz - zu Holzkohle verbrannt. Häufiger war das "Schneiteln" von Eichen, bei welchem alljährlich die jungen Kopftriebe in drei bis fünf m Höhe geerntet wurden, wodurch die charakteristische Wuchsform von "Kopfeichen" entstand.

Die abgeschälte Rinde wurde getrocknet, dann im Stampf- oder Kollerwerk der Lohmühle zermahlen und endlich dem Wasser der Gerbgruben oder -fässer zugesetzt, wo der Wirkstoff (Tannin) in Lösung ging. Die Lohauszüge hatten je nach Gerbeverfahren unterschiedliche Konzentrationen, die von 10 gr bis 400 gr Gerbstoff je Liter Wasser variierten. Pflanzlich gegerbtes Leder ist an seiner charakteristischen braunen bzw. lohfarbigen Färbung zu erkennen.

War die Gerbewirkung der breiigen Flüssigkeit verbraucht, so ließ man die Rindenreste absetzen, strich sie in Holzformen zum Abpressen und Trocknen und verwendete sie endlich als Heizmaterial ("Lohkuchen", "Lohkäs"), mit allerdings geringem Brennwert. .

Eine besondere Form der Lohegewinnung erfolgte im Rahmen der Haubergwirtschaft und des Gehöferschaftswaldes.

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