Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Feige

Die (Echte) Feige (Ficus carica) gehört zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Sie zählt zu den ältesten domestizierten Nutzpflanzen und wird vor allem im gesamten Mittelmeerraum angebaut. Die Feige gehört mit der Weinrebe zu den ältesten Kulturfrüchten unserer Erde. Sie wurde bereits im Alten Testament erwähnt.

Die Feige hat ihre Heimat in Kleinasien und den angrenzenden Gebieten. Der Name carica rührt von Carien, einer Region Südwestkleinasiens, her. Von dort aus verbreitete sie sich bis zum Mittelmeerraum. Heute ist die Feige in fast allen subtropischen Ländern zu Hause. Die größten Anbaugebiete befinden sich in Nord- und Südamerika, Nord- und Südafrika, Australien, Südostasien und Europa.

Merkmale

In den Tropen können Feigenbäume eine Höhe von bis zu 10 m erreichen. In kühleren Regionen ähneln sie eher einem 3-5 m hohen Strauch. Sie nehmen oft bizarre Formen an.  Die meist reiche Verzweigung beginnt schon in geringer Höhe. Die Zweige sind relativ dick und gerade. Die Rinde ist glatt und hellgrau.

Feigen sind laubabwerfend, unter milden Bedingungen bleiben sie immergrün. Die Blattform ist stark von der jeweiligen Feigensorte abhängig, was sie zu einem wichtigen Faktor bei der Sortenbestimmung macht. Alle Teile des Baumes enthalten einen ätzenden Milchsaft, der bei Verletzung austritt. Erst die reife Frucht ist frei von diesem Saft.

Die achselständig und einzeln stehenden Blütenstände sind bei einem Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern birnen- beziehungsweise flaschenförmig. Die Blütenstände sind grün und unauffällig und sehen aus wie kleine unreife Feigen. 

Feigen sind Sammelfrüchte. Sie sind je nach Sorte birnen- bis kugelförmig, 3 bis 5 cm lang mit einem Durchmesser von 2,5 bis 5cm. Die Fruchtfarbe variiert von gelb-grün über violett bis hin zu blau-schwarz, das Fruchtfleisch ist weiß, gelb oder rötlich-violett gefärbt. Es können mehrere Blüten- und Fruchtgenerationen in einem Jahr auftreten, so dass während der Vegetationsperiode gleichzeitig Blüten und reifende Früchte am Baum sind. Mit den ersten Erträgen ist ab dem 2. Standjahr zu rechnen. Feigenbäume können bis zu 100 Jahre alt werden.

 Feigen enthalten große Mengen an schnell verdaulichem Fruchtzucker. Ihr Vitamingehalt ist eher gering. Man schreibt ihnen eine verdauungsfördernde, schweißtreibende und schleimlösende Wirkung zu. Aufgrund ihres hohen Zellulosegehaltes werden Feigen bei akuten Magen-Darmentzündungen und Zuckerkrankheit nicht empfohlen.

Ansprüche

Feigen können sich an unterschiedliche Klimaten anpassen. Sie wachsen unter tropischen, subtropischen und gemäßigten Bedingungen, allerdings ist die Fruchtungstendenz in den jeweiligen Klimabereichen stark unterschiedlich. Am günstigsten für die Feige ist der Klimaverlauf im Mittelmeergebiet. Bei uns können Feigen mit entsprechendem Kälteschutz im Winter durchaus kultiviert werden. Feigen werden auch als Kübelpflanzen angeboten. Sie können auf diese Weise besser überwintert werden und ein Vortreiben der Pflanzen ist möglich. In unseren Breiten ist bisher kein Pflanzenschutz notwendig.

In wintermilden Regionen kann sie auch weitab ihrer Heimat gedeihen; so gibt es Exemplare etwa auf den dänischen Ostseeinseln und in Südengland. Nördlich der Alpen, beispielsweise in den Schweizer Gemeinden Sisikon, Weggis oder Gersau, können Feigenbäume in Gegenden mit Weinbauklima an gut geschützten Stellen, wie etwa an Hauswänden und in hellen Innenhöfen, gedeihen und fruchten. Vielerorts sind Feigen in Mitteleuropa auch frosthart bis zu minus 15 Grad Celsius, wenn der Standort geeignet ist, und die Pflanze ein gewisses Alter erreicht hat. In Deutschland gedeiht die Echte Feige im Weinanbaugebiet Pfalz an der Deutschen Weinstraße, ferner an der Bergstraße, entlang des Main, im Breisgau (Oberrheingraben) sowie am Niederrhein (Rheinaue) und im Ruhrgebiet. Auch im Dresdner Elbtal und auf Helgoland ist sie vertreten. In diesen Breiten bilden Feigen aber meist nur einmal reife Scheinfrüchte, die sogenannten „Brebas“, die meist zu beginn des Hochsommers reifen, die Herbstfrüchte gelangen fast nie zur Reife.

Der Feigenbaum stellt geringe Ansprüche an den Boden; dieser sollte für einen ertragreichen, erwerbsmäßigen Anbau jedoch einigermaßen tiefgründig sein, allerdings gedeihen Feigen auch in Mauerresten und in felsigen Regionen. Der Baum gedeiht auch in sehr niederschlagsarmen Gebieten, gegen Staunässe und übermäßige Feuchte besonders zur Fruchtreife ist er allerdings empfindlich. Er gilt als relativ salzverträglich.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der kommerzielle Anbau von Feigen konzentriert sich auf den Mittelmeerraum, findet jedoch auch im Iran, in den USA und in Brasilien statt. Die jährliche Ernte beträgt rund 1,5 Millionen Tonnen Frischfeigen. In weniger großem Stil werden Feigen auch in Südafrika, Australien, Neuseeland, Indien, China, Japan, Chile und Mexiko angebaut. Ein Anbau zum vorwiegenden Eigenverzehr findet jedoch auch in weiteren mittel- und südamerikanischen Ländern, in West-, Zentral- und Südostasien und in Westmitteleuropa statt.

Verwendung

Frische Feigen sind nur sehr begrenzt haltbar. Die meisten Feigen werden getrocknet. Dies geschieht an der Sonne oder in Heißluftöfen. Der Wassergehalt wird dabei auf 33 bis 18 % gesenkt, der Zuckeranteil steigt auf rund 60 %. Die im Handel erhältlichen Rollen entstehen, indem man die getrockneten Feigen unter Verwendung von heißem Wasserdampf presst. Hauptsächlich werden Feigen in frischem oder getrocknetem Zustand als Obst verwendet.

Aus dem Saft reifer Feigen wird auch ein Dessertwein hergestellt. In Spanien und Portugal gibt es „Feigenkäse“, der reife Feigen, Hasel-, Pinienkerne, Mandeln, Pistazien und Gewürze enthält. Geröstete Feigen werden zudem zu Feigenkaffee verarbeitet.

Im Handel werden die Feigen meist nicht unter den Sortennamen gehandelt, sondern nach der Herkunft benannt: Smyrna-Feigen (Türkei, besonders Mäander-Tal), Bari-Feigen (Provinz Puglia, Italien), Fraga-Feigen (Provinz Huelva, Spanien), Calamata-Feigen (Peloponnes, Griechenland), Bougie-Feigen (Algerien).

In der Volksmedizin wird die weiße Milch, die austritt, wenn man die Blätter von den Zweigen bricht, zur Linderung bei Insektenstichen und zur Beseitigung von Warzen angewendet. Das im Milchsaft enthaltene Enzym Ficain wird zur Bestimmung von Blutgruppen und als Fleischzartmacher verwendet.

In Mitteleuropa kommt der größte Teil der Feigen als Trockenfrucht auf den Markt und wird wie Mandeln und Nüsse zu Gebäck verarbeitet (Früchtebrot).

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