Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Färberpflanze

Färberpflanzen sind Pflanzen, die Inhaltsstoffe besitzen, die zum Färben genutzt werden. Zwar enthalten alle Pflanzen Farbstoffe, jedoch genügen nur wenige den Anforderungen an Wirtschaftlichkeit, Qualität (zum Beispiel Waschechtheit, Lichtechtheit), biologischer Verfügbarkeit und färbetechnischem Verhalten.

Lange Zeit waren nur Naturfarbstoffe, vor allem aus Pflanzen, verfügbar, um Textilien zu färben. Durch die Entwicklung synthetischer Farbstoffe ab dem 19. Jahrhundert verloren Färberpflanzen einen Großteil ihrer Bedeutung. Heute nimmt die Bedeutung aus ökologischen Gründen bzw. Gründen der Nachhaltigkeit wieder zu. Insgesamt sind etwa 150 Pflanzenarten bekannt, deren Farbstoffe genutzt werden oder wurden.

Färberpflanzen liefern auch Farbstoffe für Lebensmittel, Kosmetika, Papier etc. .

Geschichte

Die Verwendung von Naturfarbstoffen lässt sich bis in die jüngere Altsteinzeit zurückverfolgen (15.000 bis 9.000 v. Chr.). Lange Zeit spielten nur pflanzliche Farbstoffe eine wichtige Rolle beim Färben von Geweben aus Naturfasern. Farbstoffe waren oft auch wichtige und kostbare Handelsgüter. Im Mittelalter begann man in Europa, Färberpflanzen anzubauen. Die wichtigsten waren Färberwaid für Blau, Färberkrapp für Rot und Färberresede (Färber-Wau) für Gelb, sowie auch die Schwarze Malve und die Pfingstrose. Die Farbgewinnung und -verarbeitung folgte dabei strengen Regeln, die durch die Handwerkszünfte aufgestellt und kontrolliert wurden.

Seit dem 19. Jahrhundert wurden immer mehr synthetische Farbstoffe auf Basis von Kohle und Erdöl hergestellt, die die Pflanzenfarbstoffe verdrängten.

Heute haben Färberpflanzen in Deutschland eine geringe wirtschaftliche Bedeutung, werden jedoch im Hobbybereich verwendet. In den vergangenen Jahren nahm auch das wirtschaftliche Interesse an natürlich gefärbten Textilien wieder zu. Es wird versucht, Anbau-, Verarbeitungs- und Nutzungsverfahren für Färberpflanzen den heutigen ökologischen und technischen Ansprüchen anzupassen und so diese nachwachsenden Rohstoffe wieder attraktiv zu machen.

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