Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Ernährungspolitik

Politikfeld, das Ernährungsstrategien und Ernährungsprogramme erarbeitet und realisiert, und zwar auf unterschiedlichen Ebenen: weltweit (Welternährungspolitik), innerhalb einzelner Staaten bzw. Staatengruppen (z. B. Ernährungspolitik der EU bzw. einzelner Länder) und zum Teil auch regional spezifiziert (z. B. in Abhängigkeit von standortspezifischen Situationen der Nahrungsbereitstellung oder dem gehäuften Auftreten ernährungsabhängiger Erkrankungen).

Zu den Aufgaben der Ernährungspolitik gehören alle Maßnahmen und Vorgänge der Nahrungsmittelproduktion: Gewinnung der Lebensmittelrohstoffe, Beobachtung und Gestaltung der Produktion, Verarbeitung, Distribution und Verbrauch von Lebensmitteln sowie die Förderung einer gesunden Ernährung.

Im weiteren Sinne sind hier auch die vor- und nachgelagerten Prozesse der Nahrungsmittelproduktion und -verwertung mit zu erfassen, wie die Herstellung von Produktionsmitteln (Dünger, Produktionstechnik) für die Erzeugung von Lebensmitteln und deren Rohstoffen sowie die Verwertung (z. B. Recycling) der Endprodukte aus den verschiedenen Prozessstufen. E. schließt damit ein weites, heterogen zusammengesetztes Feld von Einzelvorgängen ein, die sowohl eine materielle (naturale) als auch eine finanzielle (wertmäßige) Seite haben und die gut koordiniert werden müssen, um die Ziele und Aufgaben im Rahmen der gesamten Gesellschaftspolitik erfüllen zu können.

Die Ernährungspolitik ist ein Teil der Verbraucherpolitik und hat zum Ziel ein volkswirtschaftlich effizientes Zusammenwirken aller Einzelteile der Nahrungs- und Ernährungskette zu erreichen.

Dazu gehört insbesondere eine bedarfsgerechte Bereitstellung von Lebensmitteln, wobei Lebensmittelbedarf und -bereitstellung quantitativ, qualitativ, termin- und sortimentsgerecht so aufeinander abzustimmen sind, dass im Idealfall weder Mangel noch Verschwendung entstehen. Die Bestimmung und Beurteilung von Mangel und Verschwendung erfolgt dabei nicht nur unter ökonomischen Aspekten, sondern zugleich auch unter den Gesichtspunkten angemessener, dem Zivilisationsstand entsprechender Bedürfnisse der Bevölkerung und einer nachhaltigen Funktionsfähigkeit des natürlichen Lebensraumes. Dabei zeigen die unterschiedlichen Definitionen sowohl von Mangel als auch von Verschwendung ein breites Spektrum von verschiedenen Auffassungen, die sich oft vorrangig am Verfügbaren bzw. ökonomisch Vertretbaren orientieren.

In Deutschland ist auf der obersten politischen Ebene das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in der Bundesregierung federführend für Ernährungspolitik zuständig.

Auf globaler Ebene versuchen verschiedene Organisationen der Vereinten Nationen, die Unter- und Mangelernährung und den damit verbundenen schlechten Gesundheitszustand der:Bevölkerung in Entwicklungsländern zu bekämpfen.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde in Rom die Organisation für Nahrung und Landwirtschaft (Food and Agriculture Organisation, FAO), auch Welternährungsorganisation genannt, gegründet. Sie ist eine rechtlich, organisatorisch und finanziell selbständige Sonderorganisation der UN, die für verschiedene Aufgaben zuständig ist:

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